Daniel Mylow erhält ersten Lore-Perls-Preis Pforzheims

Pforzheim. Die Ausschreibung zum 1. Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim ist auf große Resonanz gestoßen. Nach einem aufwendigen Verfahren hat die Jury nun den Preisträger ermittelt. Der mit 5000 Euro dotierte Preis geht an den Autor Daniel Mylow (57). Eine öffentliche Verleihung ist für das Frühjahr im Reuchlinhaus geplant.

Die Auslobung des Preises geht auf eine Initiative des Diplom-Psychologen Dietrich Wagner (Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation) und des Diplom-Betriebswirts Rainer Bartels (Sektion Literatur im Pforzheimer Kulturrat e. V.) zurück. Er ist nach der 1905 als Tochter der großbürgerlichen Pforzheimer Schmuckfabrikantenfamilie Posner geborenen Psychotherapeutin Lore Perls benannt und steht unter dem Leitgedanken: „Internationales Erinnern wird Gestalt gegen das Vergessen. Lore Perls, die maßgebliche Begründerin der Gestalttherapie, wird damit geehrt.“

Nach der Machtergreifung der Nazis musste Lore Perls zusammen mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter aus Deutschland fliehen. Wie aus einer Pressemitteilung der Initiatoren des Preises hervorgeht, habe sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ebenso als Schirmherr zur Verfügung gestellt wie Dr. Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland.

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Lore Perls um 1975. Foto: Leslie Gold/Stadtarchiv Pforzheim

Die Auswahl aus über 250 anonymisierten Einsendungen sei aufwendig gewesen. Die fünf Schlussjuroren Dr. Nancy Amendt-Lyon (Wien), Dr. Rafael Seligmann (Berlin), Prof. Barbara Traub (Stuttgart), Dr. Jürgen Glocker (Waldshut-Tiengen) und Dietrich Wagner (Neuenbürg) entschieden sich für die Erzählung „Jacob“ des Autors Daniel Mylow aus Wangen/Bodensee.

In der Begründung der Jury heißt es, Mylow sei mit seiner „poetischen Lakonie“ ein überzeugendes Porträt des jüdischen Juristen, Dichters und Schriftstellers Jacob Picard gelungen: „Mit Hilfe eines Bewusstseinsstroms, der durch den Verzicht auf Satzzeichen den Leserinnen und Lesern absichtlich immer wieder Stolpersteine in den Weg legt, entstehen eindrückliche Bilder, wird auf engem Raum ein ganzes Leben im 20. Jahrhundert sichtbar, das in manchen Zügen an das Schicksal von Lore Perls gemahnt. Die Leser sehen Jacob Picard auf dem Sterbebett, und sein Leben zieht in seiner Erinnerung vorüber: Kindheit und Jugend am Bodensee, Studium, Heirat, Trennung, die Flucht vor den Nazis, das Emigrantendasein, die Rückkehr, nicht zuletzt die Bedeutung der Literatur. Das alles ist gut gesehen und angemessen in Sprache gefasst.“

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Mylow ist als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Ethik in Überlingen sowie als Dozent für Literatur an der Volkshochschule des Bodenseekreises tätig. Für seine Texte wurde er mehrfach ausgezeichnet. Mylow hat unter anderem den Thriller „Rotes Moor“ (2017) und den Roman „Greisenkind“ (2020) veröffentlicht.

C Pforzheimer Zeitung/PZ-news.de

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