Pressemitteilung EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig – Verstrickt

Eine fatale Beziehung im Berliner Rotlicht der Neunzigerjahre

Verstrickt

Es sind die frühen Neunzigerjahre, als die sich selbst eine Westberliner Göre nennende Claudia in einem der angesagten Klubs der Stadt Oliver K. kennenlernt, ein geheimnisvoll asiatischer Tom-Selleck-Typ mit Charme, Muskeln und natürlich einem Ferrari. Der, was die noch sehr junge aber trotz ihrer Naivität selbstbewusste Frau nicht weiß, als Pornoproduzent sein Geld verdient und sie auf den Wunsch seines Geschäftspartners hin kurze Zeit später als Prostituierte gefügig machen wird. Und so gerät Claudia in diese Szene, wird schnell eine angesagte Domina in einem Edel-Puff und später eine immer berühmter werdende Darstellerin in vornehmlich sehr harten Pornofilmen, was sie beides durchaus reizt. Allerdings macht die Gewalt, und hier nicht nur die sexuelle, nicht vor ihrem privaten Leben halt. Immer mehr wird sie von jeweils dem Mann, mit dem sie gerade lebt und der beteuert, sie zu lieben, extrem eifersüchtig beherrscht, verfolgt und geschlagen. Männer sterben, die eine sexuelle Beziehung zu Claudia hatten. Zunächst ein Politiker, dann ein Rechtsanwalt, die sich von ihr regelmäßig gegen viel Geld zum Orgasmus quälen ließen. Später überschreitet auch diese neue Gewalt die Schwelle in die Beziehung und macht mehr als nur Angst. Es ist Oliver, der sich immer deutlicher als der zeigt, der er wirklich ist, ein narzisstischer Psychopath.
„Verstrickt“, ein Beziehungsthriller also und das Debüt der Berliner Autorin Carola Kain, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, kommt in der Erzählung über Prostitution, Fetisch und Pornografie erfreulicherweise ohne bekannte Klischees oder ein verschämtes Hand vor den Mund Halten aus und erzählt ganz natürlich aus dieser Szene heraus, die selbstverständlich ja auch der mehr oder weniger graue Alltag der Protagonisten ist. Schließlich gehen Pornodarsteller, Zuhälter, Bordellbetreiber und Prostituierte auch nur zur Arbeit und dieser mit mehr oder weniger Enthusiasmus nach. Sie verdienen halt ein bisschen mehr als der Ottonormalverbraucher, der ironischerweise mit seinem Erotikkonsum diesen Luxus finanziert.

Nicht so allerdings in „Verstrickt“, denn bei dem Klub, in dem die Protagonistin anschaffen oder eben arbeiten geht, handelt es sich ja um ein gehobenes Etablissement, in dem die sprichwörtlichen Oberen Zehntausend West-Berlins verkehren. Vielleicht ja auch der eine oder andere Ostberliner, was aber nicht sehr wahrscheinlich ist, da die Geschichte doch sehr knapp nach der Wende angesiedelt ist und Pfründe bekanntlich hart verteidigt werden.
Eine Russenmafia gibt es allerdings schon. Oder zumindest einige Russen, die in dem Thriller eine zweite Ebene bilden, die sich über Oliver den gewalttätigen Psychopaten öffnet, und die eine zusätzliche, andere und rücksichtslose Gewalt und damit weitere Spannung in die Geschichte tragen, die in dieser Ebene hinaus aus der doch irgendwie heimeligen Atmosphäre der West-Berliner Klubs in die weite raue Welt führt. Und so ein bisschen ist das ja auch das, was West-Berlin erfahren hat, nach der Wende, das verlassen Müssen der über Jahrzehnte eingerichteten Wohlfühlecke inmitten einer Welt, in der sich ironischerweise genau an dieser Stelle zwei feindliche Systeme gegenüberstanden und sich mit Vernichtung drohten. In dem Fall ist das gerade vorüber, die Heimeligkeit West-Berlins aber noch spürbar. Was der Geschichte und dem Buch, die von allerlei Arten der Gewalt, zunächst hier das lustvolle Geben und Ertragen sexueller Gewalt, die erst allmählich um zunächst häusliche und später kriminelle Gewalt anwächst, erzählt, den nötigen Ruhepunkt gibt. Was wichtig ist und, wie gesagt, auch ein Bild des sich ändernden West-Berlins zeichnet. Kaum auszumalen, wie atemlos die Geschichte erst wäre, wäre sie nur wenige Kilometer ostwärts angesiedelt, im sich rasant verändernden Prenzlauer Berg oder gar im damals brodelnden Bezirk Mitte.

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Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
596 Wörter; 4116 Zeichen