Armin Mannich: Die Aventiure von Hank, Schmitti und Bernhard – Das Turnier zu Aachen/Leseprobe

Prolog

Hector Alcazar rief einst das berühmteste Golfturnier des uralten Europa aus. Der designierte Zaraspirant aus üblem Hause wollte damit seinem Anspruch auf den Thron Aachens Nachdruck verleihen, dieser alten Kaiserpfalz, in der seit der Spätantike traditionell Könige und Kaiserinnen gekrönt worden waren. Die bisherige Regentin Gräfin Urselgundis von der Leine sah dies Gebaren mit Sorge und hielt aus Protest die Luft an, bis sie verstarb, was erstaunlicherweise 666 Minuten dauerte. Es hätte wohl noch länger gedauert, aber irgendwann hatte der Reichsverweser Schartin Mulz die Faxen dicke und ihr mit ´nem Spaten eine übergebraten. Diese Szene wurde von Meister Windbert Rabenfuß auf frühen, expressionistischen Grotesken festgehalten. Zu sehen sind diese noch heute in den Sälen der Alten. In beinah jedem abendländischen Altenstift finden sich Kopien dieser Gemälde. Wer einen echten Rabenfuß würde ergattern können, der hätte wohl ausgesorgt – auf dem Wormser Konkordat ist unlängst ein Rabenfuß für 12 Millionen Heller und 16 Pfennig versteigert worden.

Zurück zum bevorstehenden Turnier: Noch morgen würde dieses Event als prunkvollstes Golfturnier des Spätozoikums Eingang in die gleichgeschalteten Geschichtsbücher jener Zeit finden. Nicht nur Vertreter der interstellaren Katzenallianz, einer aufstrebenden Regionalpartei, auch der unsichtbare Mann waren vom Golffieber angesteckt worden.

Unsere Geschichte, in der sich nachweislich und prüfbar alles exakt wie beschrieben abgespielt hat, spielt in einer zukünftigen Vergangenheit. Wir befinden uns in einer Epoche des Um-, Auf- und Einbruchs. Die Sterberate war hoch und das Unrechtsempfinden gering. Es war eine Zeit, in der ein grünlich schimmernder Laib Brot genauso delikat schmeckte wie heute, eine vormedikamentöse Zeit.

In jenen freiheitsliebenden Tagen kapitulierte die stählerne Konstitution der Menschen einzig vor der Guillotine, die gleichwohl öffentlichkeitswirksamer eingesetzt wurde als heute. Damals gab es noch ehrliche Mörder, die auf Geheiß pseudoreligiös-faschistoider Nihilisten Menschen quälten und umbrachten. Heute geschieht dies zum Beispiel gerne im Namen von neokonservativen Gehirnschnitzeln, Global Playern, die Ländern ihre menschenverachtende Auffassung von Demokratie durch militärische Interventionen näherbringen wollen.

Zurück aber in die Vergangenheit. Während man sich im pseudomatriarchalischen Land denunzierter Tanzbären schon dem Frauenschlagen unter Alkoholeinfluss widmete, was immer schon ein Zeichen zivilisatorischer Verdichtung war, warfen die unamüsierten Sachsen als erste Leinen mit Widerhaken ins Wasser und fingen sich gemeine Normannenbarsche ein. Seither hieß man sie Angelsachsen. Italien hatte soeben mit Hängen, Vierteilen und Würgen die humanistische Epoche überlebt und durchlebte gerade eine hellenistische Phase, was sich besonders auf die Namensgebung auswirkte. Dabei entstanden Kombinationen wie Agamemnon Perikles Rossi oder Luigi Angelo Pastorakis. In einem flachen Land, das darum gebeten hat, nicht genannt zu werden, also in den Niederlanden, fand man zeitgleich heraus, wie effizient Füße bei der Fortbewegung eingesetzt werden konnten, im Gegensatz zum seitlichen Vorwärtsrollen des Torsos.

Aus aller Damen Länder wurden Teilnehmer erwartet, Ritter, aristokratische Eidgenossen, Kleriker, der Pöbel und, last but not least, eine koffeinsüchtige, grünhäutige Vermögensberaterente aus Taschkent, die sogenannte Riester-Ente. Auch die Zwergnasen, die Mannen des Senf von Clermont und der hermeneutische Zirkel wollten sich dies Rumgehure und sodomitische Gelage nicht entgehen lassen.

Papst Flitzi III., Nachfolger von Waltraud der IX., ließ im Vorfeld verkünden, dass ihm der heilige Döner Kebab in einer Vision seinen Sieg geweissagt hatte. Ferner konnte man seinem Facebook-Profil entnehmen, dass er sein 40 Mann starken Harem mitführe, 25 zwölfjährige Lustsklaven, sieben Knoblauchtauben, zwei schwindsüchtige Robben aus Kupferdraht, drei Kackbratzen aus Brandenburg, ein Dackel und zwei perverse Raupen. Auch Walther Eugen Schuppenflechte gehörte dem Tross an, ein Papstchronist, der eigentlich ein exkommunizierter Priester aus Paderborn war, guter Mann. Jener beachtliche Harem stand unter dem Schutz zwölf depressiver Eunuchen.

Als die Prahlereien des Oberhirten den Hof von Aachen erreicht hatten und nachdem der Bote obligat aufgehangen ward, waren der Spekulationen viele im Gange. Nepomuk der Greise, Waffenschieber aus Unna, ging so weit, zu mutmaßen, dass Flitzis Bischöfe und Kardinäle sich prostituierten, um ihre Heroinsucht und die Reisespesen überhaupt bezahlen zu können. Man war gespannt auf die Ankunft der süchtigen Kleriker. Mit Handicap 13 war Flitzi außerdem einer der Turnierfavoriten.

Zwölf Teilnehmer waren vorgesehen, die in zehn Wahlkreisen ermittelt wurden. Der Vorjahressieger war automatisch gesetzt, ein gewisser Hürgü, und ein Teilnehmer würde über die sagenumwobene Liste nachrücken. Dem Gewinner winkten 1.000.000 Denar und eine Leberwurstsahnetorte, gebacken von der niedlichen Schruppi, der ältesten Tochter Alcazars. Sie war so unsäglich fett, dass mehrere dicke, zwergwüchsige Weibchen in einer nahen Umlaufbahn um sie kreisten. Zum Frühstück aß sie für gewöhnlich einen soziopathischen Wirtschaftsinformatikstudenten. Es sah immer sehr ulkig aus, wenn sie sich an der Brille des Unseligen verschluckte und dann aufstieß. Nachdem alle im Umkreis von 50 Kilometern realisiert hatten, dass sich nicht etwa die ersten Anzeichen der Johann-König-Apokalypse einstellten, sondern Schruppis fettverkrustetem Maul ein putziges Bäuerchen entwichen war, ließ sie sich meistens wohlgelaunt zum nahe gelegenen Sumpf runterpurzeln, wo sie dann ihr Geschäft verrichtete. Ein kleines Mädchen, das ganz fix sein wollte, hat sie mal dabei beobachtet. Das arme Ding ist seither stumm, blind, Bettnässerin und Mitglied der SPD in Bayern, außerdem ist sie leidenschaftliche suizidale Fallschirmspringerin. Seit diesem einschneidenden Erlebnis verteilte sie Anti-Schruppi-Flyer, die das begrenzt philantrope Vorgehen bei der Nahrungsaufnahme anprangern. Der Name dieser Rebellin lautete Jürgenia Waldbert Möllemann.

Kapitel 1

Am heimischen Herde

Unsere drei Metahelden ließen als Reflex auf die traditionelle Esskultur gerade die Rosetten grinsen als das Telefon wiederholt nicht klingelte. Daher hob nach mehrmaligem Ignorieren auch keiner ab.

Schmitti kam soeben aus dem Bad, als es auch schon an der Tür klopfte. Draußen stand Bakterius Wurststedt, ein homophober Barbier und Friseur. „Hobts g´hört, der Alcazar, die alde Dreckssau richtet ein Gofturnier aus. 1.000.000 Denar gibts für den, der es g´winnt. Ach ja und hobts ihr vielleicht noch a Gurken für meinen Salat?“

Im Kühlschrank müssten noch zwei sein“, rief Hank aus dem Esszimmer.

Dankbar nahm Wurststedt die Gurke entgegen. „Hobts vielleicht a noch a Tube Gleitgel fürs Dressing?“

Äh, nein, tut mir leid.“

Oh, na dann wirds wohl a troggene Angeleschenheit wädde.“

Sicher Bakterius, durchaus möglich“, antwortete Schmitti ihm, skeptisch dreinschauend.

Leicht zerknirscht zog Wurststedt wieder von dannen. Schmitti war doch irritiert, so ein untypischer Besuch. Normalerweise brach Wurststedt immer in ihr Gartenhäuschen ein und erzählte den dort ansässigen Pflanzen religiöse Geschichten. Es hatte sich in dem Gewächshaus schon ein kleiner ritueller Kult entwickelt. Die Einzigen, die das boykottierten, waren die Eukalyptusbäume und die Möhren. Das war das erste Mal, dass er an ihrer Tür klingelte und nicht im Garten umherschlich

Wer war denn das?“, fragte Bernard, der gerade seinem Sarg entstiegen war, beiläufig. „Och, nur der Wurststedt. Ach so, ich hab ihm unsere Gurke gegeben.“

Die verfaulte oder die gute?“

Die verfaulte ratünlich.“

Ratünlich.“

Schmitti berichtete seinen zwei Spießgenossen von dem anstehenden Turnier und man beschloss kurz entschlossen, da der heimische Bordellbetrieb ´Omas Klause´ eh auf einem Fortbildungsseminar in Schnepfenburg war, gen Aachen aufzubrechen. Vorher musste man sich aber noch zum Teilnehmer wählen lassen. Es gab europaweit zehn Wahlkreise, die jeder einen Teilnehmer stellten. Zudem war der Vorjahressieger qualifiziert und einer rückte über die Liste nach.

Nachdem man die zwei einzigen Wahlberechtigten seines Wahlkreises, Tante Jutta und Onkel Erwin, mit einer abgelaufenen Packung Hornhaut- und Blasenpflaster erfolgreich bestochen hatte, stand den Vorbereitungen nichts mehr im Wege. Schmitti war von niedriger Statur, hatte einen Buckel, gesäßlange indigorote Haare und ein gewöhnungsbedürftiges Gesicht, aus dem zwei Knopfaugen herausstachen. Der zweite im Bunde war Bernard, seines Zeichens Halbmoräne und Halbpollunder, kalkweiß, hatte den irren Blick auf diversen Fortbildungen perfektioniert, und einen clementinenfarbenen Irokesen. Hank sah relativ normal aus, nur sein Kinn war relativ lang und er hatte einen relativ dicken Hintern. Mehrere Wochen vor seiner Geburt hatte er sich in einer Vision des bekannten Visionärs und Bundeseulenbeauftragten Frankenstein Waldmeister als Sophist geoutet.

Kapitel 2

Das Abenteuer beginnt

Am nächsten Morgen waren unsere als Türsteher und Zuhälter gescheiterten Ordnungsamtmitarbeiter tatkräftig wie selten zuvor. Davon bekamen Hank, Schmitti und Bernard aber nichts mit, weil sie in einer vom Ordnungsamt unentdeckten Zone lebten. Schmitti hatte seinen weißen Ausgehbastrock angelegt und war mit gepökeltem Fleisch behangen. Vor dem Aufstehen hatte er schon die Latrine gesäubert und die Geschäftsbestandteile biologisch gewissenhaft entsorgt, indem er die vollgekotete Tonne, also die mit der ganzen Scheiße, über das Kräuterbeet ihrer Nachbarin, Frau Grevenbroich-Mannheimer, einer pensionierten Bildungsministerin, studierte Juristin, gekippt hatte. Diese sollte später einem simulierten Nervenzusammenbruch erliegen. Nicht unmittelbar, sondern erst nachdem die Ärzte sie, ob dieses miesen Täuschungsversuches, mit extra für diesen Zweck beschaffter Knetmasse erstickten und sich mit schlechtem Gewissen an ihrer Qual weideten. Vorher habe sie aber, wenn man den Berichten der Krankenhausannalen Glauben schenkt, die komplette Bude zugekotet, aus Protest und Frust. Auf der Krankenhausseite kann das komplette Video kostenlos runtergeladen werden.

Hank spielte mit Bernard noch eine Runde ´Aufs Ohr hauen´. Nach langem Kampf gewann Hank. Bernard hatte nur noch blutiges Geschnetz mit Haarfetzen an der rechten Kopfhälfte herunterhängen. Nicht, dass man ihn ins Krankenhaus fahren müsse, bei den Spritpreisen, dachte Hank so bei sich. Standhaft behauptete Bernard, Hank hätte sich Rasierklingen zwischen die Finger gesteckt. Der schlechte Verlierer pochte auf ein Wiederholungsmatch, das aber verschoben wurde, weil man schließlich nicht zu spät in Aachen eintreffen wollte.