Jörg Ubbens: Im Visier – der Krankenhausreport/Leseprobe

Aufs Eis geführt

Eine meiner Lieblingssendungen im Fernsehen ist die amerikanische Fernsehreihe X-Faktor, das Unfassbare. In dieser Serie präsentiert ein Moderator kurze, oftmals unglaubwürdige Storys, bei denen der Zuschauer raten darf, ob die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht oder jedoch an den Haaren herbeigezogen ist. Dabei faszinieren mich eher weniger die Inhalte der Erzählungen, als vielmehr mein Spaß, die Geschichten-schreiber bei ihren Lügen zu entlarven. Doch meistens liege ich bei meiner Einschätzung völlig daneben. Die Erzählungen, die sich am Ende der Sendung als ´wahr´ herausstellen, beruhen oft auf einer extrem verbogenen Realität, wenn zum Beispiel die Geister längst verstorbener Menschen die Hauptperson der Geschichte vor einem Unglück bewahren und dieser Spuk als Realität verkauft wird. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja wirklich Phänomene in uns unbekannten Sphären, von denen wir nicht das Geringste ahnen. Auf jeden Fall, auch wenn es nicht viel mit den Dimensionen der Geisterwelt in Zusammenhang zu bringen ist, fallen mir nach einiger Überlegung einige kuriose Geschichten aus meinem Berufsalltag ein. Und wenn ich nicht persönlich dabei gewesen wäre, dann hätte ich jeden verdächtigt, mir einen gewaltigen Bären aufbinden zu wollen, wenn er mir diese geschildert hätte!

Mir kommt da ganz spontan eine Idee! Wie wäre es, liebe Leserin, lieber Leser, wenn wir X-Faktor ein wenig nachspielen? Ich stelle Ihnen hier vier meiner Geschichten vor und Sie müssen raten, welche davon der Realität entsprechen und welche meiner reinen Fantasie entsprungen sind! Am Ende löse ich unser kleines Spielchen auf. Einverstanden? Dann legen wir mal los, um zu erkennen, ob Sie meine Lügenmärchen durchschauen.

Der Macher

Deutschland zählt zu einer der ganz großen Architekturnationen und zeichnet sich durch sein hohes Ingenieurswissen beim Bau seiner Gebäude aus. Doch auch für sein traditionelles kaufmännisches Geschick und die Geiz-ist-geil-Mentalität ist unser Land berühmt. So haben jahrhundertealte Bautradition und modernste Wirtschaftswissenschaft dafür gesorgt, dass unsere Gebäude nicht nur architektonisch wertvoll erscheinen, sondern auch unter höchsten wirtschaftlichen Bedingungen in Qualität, Kosten, Zeit und Rechtskonformität erstellt werden. Man wundert sich daher nicht, dass Kaufleute und Juristen heute die eigentlichen Architekten und Vertreter der Bauherren sind.

Genau solch ein Bauherrenvertreter ist unsere Titelfigur, Dieter Borges, gelernter Volkswirt und schon seit Jahren in der Gesundheitsbranche beratend tätig. Und so ergab es sich, dass ihm vor kurzer Zeit der Auftrag erteilt wurde, für die Krankenhausleitung eines Klinikums irgendwo in Deutschland ein Klinikgebäude mit Funktionseinheiten wie OP, Intensivstation, Radiologie sowie einem Bettentrakt für 200 Betten zu errichten. Die einzigen Vorgaben, die er erhielt, waren die Beschreibung der Funktion, die das Haus erfüllen sollte, sowie die Umsetzungsphase von zwei Jahren.

Sofort machte sich Borges an die Planung, um erst einmal die Kosten zu ermitteln und anschließend einen Generalunternehmer (GU), ein Unternehmen, das sich um die Erstellung des Gebäudes kümmert und dieses schlüsselfertig an den Nutzer übergibt, anzuwerben, der seine Entwürfe in die Realität umsetzen sollte. Schon nach wenigen Wochen konnte er seinem Auftraggeber erste Funktionsbeschreibungen vorlegen und eine ermittelte Bausumme von Siebzigmillionen Euro präsentieren.

Das ist viel zu teuer!“, erwiderte der Bauherr. „Das muss um mindestens zwanzig Millionen reduziert werden!“

Diese Vorgabe stellte natürlich eine sportliche Herausforderung dar und Borges dachte: Das ist mal wieder typisch, einen Mercedes bestellen und einen Fiat bezahlen wollen.

Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen und legte seinem Auftraggeber nach weiteren sechs Wochen Planungszeit das überarbeitete Konzept vor. Mit einer ´mit dem spitzen Bleistift´ noch einmal nachkalkulierten Kostenschätzung und einer grandiosen Idee, mit der er die Kosten gering halten wollte, präsentierte er die Unterlagen abermals vor der Klinikleitung. Sein Einfall, die Baumaßnahme von zwei, statt nur einem GU umsetzen zu lassen, damit sich beide Dienstleister noch gegenseitig preislich unterbieten würden, wurde unter großem Beifall und Jubel angenommen. Dabei sollte der Bau in zwei Hälften geteilt werden, um die sich dann jeweils ein GU zu kümmern hätte. Alle Abspracheprobleme zwischen den Konkurrenten wollte man vertraglich so dokumentieren, dass für das Klinikum das allerbeste und optimalste Ergebnis erzielt würde.

Die Ausschreibungen waren eine reine Formsache, sodass bereits nach einem Jahr der Planung der erste Spatenstich in einer feierlichen Stunde erfolgen sollte. Die Klinikumleitung war stolz darauf, trotz des schlechten Images und bundesweit negativen Erfahrungen mit Generalunternehmern, durch die Ausschreibung die zwei zuverlässigsten Partner gefunden zu haben, die deutschlandweit am Markt zu bekommen waren. Jedenfalls wurden bei den Auswahlgesprächen mit mehreren Präsentationen und einem guten Essen bei Vertragsabschluss seitens der Auftragnehmer höchste Zuverlässigkeit, absolute Kostenkontrolle und Budgettreue immer wieder beteuert. Man war sich sympathisch! Als Bonbon obendrauf versprachen die Ausschreibungsgewinner, dass sie entgegen allen anderen Wettbewerbern das Gebäude nach nur neun Monaten schlüsselfertig übergeben wollten. Das wäre dann sechs Monate schneller als kalkuliert.

Bei der Grundsteinlegung fand sogar der eigens dafür eingeladene Landessozialminister feierliche Worte der Vorfreude auf den Bezug und die Nutzung des neuen Klinikgebäudes noch am Ende des gerade frisch begonnenen Jahres. Auch betonte er, dass die Wirtschaftlichkeit des ganzen Klinikums an der pünktlichen Übergabe hänge. So waren alle Baubeteiligten motiviert, sich ins Zeug zu legen. Sogar Petrus spielte mit, denn trotz der ´kalten´ Jahreszeit bescherte er positive Temperaturen, sodass Frost den Baubeginn nicht aufhalten konnte.

Die Monate flossen dahin und man konnte dem Bau förmlich beim Wachsen zusehen. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit von Bauleitung, Planern, ausführenden Firmen und Baubehörden traf man sich bereits vier Monate später zum Richtfest, an dem auch gleich die ersten Einladungskarten für die Einweihungsfeier verteilt wurden. Selbst die Abnahme durch die Sachverständigen ging reibungslos über die Bühne, sodass dem Betrieb nichts mehr im Wege stand.

Bei der Einweihungsfeier lobte der wieder anwesende Sozialminister die Leistung der Beteiligten bis in den Himmel, zumal die Budgetsumme noch um zwei Millionen Euro unterschritten werden konnte. So blieb dem Klinikträger noch Geld für den Bau einer Kindertagesstätte übrig. Weitere Redner sprachen sogar von einem Wunder und guten Geistern, die das Projekt unterstützt hätten.

Waren da wirklich Geister mit am Werk? Wir werden es nie erfahren! Unser Macher, Dieter Borges, machte jedoch zurecht fortan Karriere als Projektführer großer Bauvorhaben und versuchte sich als nächstes in Flughäfen, Konzerthallen und unterirdischen Bahnhöfen.

Der Retter

Unsere zweite Geschichte spielt in einem kleinen Kreiskrankenhaus, der Waldklinik! Diese steht irgendwo am Rande einer provinziellen Ortschaft in einem idyllischen Tal einer Mittelgebirgslandschaft, viele Kilometer entfernt von der nächsten Großstadt. Die Bevölkerung wusste den Luxus zu schätzen, dass die Gemeinde sich noch ein eigenes Krankenhaus leistete, zumal schon in vielen ländlichen Regionen Deutschlands hoch verschuldeten Gemeinden ihre Krankenhäuser aus finanziellen Gründen schließen mussten. Aber auch dieses kleine Krankenhaus kämpfte ums nackte Überleben, denn die immer besseren Operationstechniken ließen die Verweildauer der Patienten auch hier sinken und die Anzahl der Betten stetig zurückgehen.

Die Krankenkassen sind landesweit nicht mehr bereit, solch defizitäre Kliniken, wie die Waldklinik, am Leben zu erhalten. Auch wenn die Gemeinde die Defizite bisher immer ausgleichen konnte, war sich der Rat fast sicher, dass auch für ihr Haus das baldige Aus vor der Tür steht. Das musste auf alle Fälle verhindert werden, denn neben der Patientenversorgung ist das Krankenhaus auch größter Arbeitgeber der Region. Eine Schließung wäre für das Städtchen eine kleine Katastrophe! Also beschloss man vor Kurzem in einer Ratssitzung, einen letzten Rettungsversuch zu starten. Dazu wurde eigens die Kommission Rettet die Waldklinik ins Leben gerufen, die innerhalb des nächsten Monats Vorschläge unterbreiten sollte, die den Erhalt der Klinik sichern könnten. Zum Vorsitzenden wurde der Bürgermeister höchstpersönlich ernannt, um die Wichtigkeit des Unternehmens zu unterstreichen.

Die Gruppe um den Bürgermeister beriet sich fast täglich bis spät in die Nacht und trug die fantasievollsten Ideen zusammen, um ja keine Möglichkeit auszulassen. Und endlich, nach besagter Frist, hatte das Team zwei Vorschläge zur Abstimmung ausgearbeitet, die den Ratsmitgliedern bei der nächsten Sonderratssitzung präsentiert wurden. Der erste Vorschlag, einen erfahrenen Geschäftsführer einzustellen, der mit Sparmaßnahmen das Krankenhaus wieder in die schwarzen Zahlen bringt, wurde abgelehnt. Der Rat befürchtete, dass dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden sollen, oder auf Kosten der Pflegekräfte die Qualität am Patienten leiden würde, was über kurz oder lang dann doch zum Ruin führen würde. Das sollte unbedingt vermieden werden. Doch der zweite Vorschlag wurde unter großem Beifall einstimmig akzeptiert. Dieser bestand darin, einen berühmten Chirurgen aus einer renommierten Klinik abzuwerben, um durch das gesteigerte Image die Patientenzahlen und damit die Einnahmen kräftig zu erhöhen.

Gesagt, getan – nach nur wenigen Wochen konnte der auf Ärzte spezialisierte Headhunter einen berühmten Kardiologen gewinnen, der sich als wahrer Retter herausstellte. Mit dem Versprechen, eine komplett renovierte Station zu übernehmen sowie einen Prämienvertrag, der für jeweils 20 operierte Herzen noch einmal eine lukrative Summe versprach, ließ sich der Mediziner auf das Abenteuer Rettet die Waldklinik ein. Und um selber seinem Namen alle Ehre zu machen und das Projekt zum Erfolg zu führen, handelte er mit den niedergelassenen Ärzten der Umgebung einen Pakt aus, dass er diese an seinen Prämien beteiligen wollte, wenn sie ihm mit der richtigen Diagnose möglichst viele Patienten überweisen würden. Und so dauerte es nicht lange, dass mit den Operationen auch so viel Geld in die Kasse der Waldklinik gespült wurde, dass die Einnahmen weit über die Erwartungen hinausschossen und schon nach zwei Jahren die Rettung des Krankenhauses im Rat verkündigt werden konnte.

Weil die Bürgervertreter nun wussten, wie man Geld organisiert – die Gemeinde partizipierte vom Erfolg der Klinik durch Steuereinnahmen natürlich ebenfalls – beschloss der Rat, auch noch einen Neurochirurgen sowie Orthopäden zu engagieren, die die Erfolgsstory des kleinen Ortes fortschreiben sollten. Und so geschah es, dass die kleine Waldklinik über die Grenzen ihrer verschlafenen Provinz hinaus dafür berühmt wurde, ein unrentables Krankenhaus in eine wahre Goldgrube zu verwandeln. Das Erfolgsrezept wurde gern auf vielen Kongressen an viele andere Krankenhäuser im ganzen Lande weitergegeben.

Was jedoch kaum jemand bei der ganzen Euphorie bemerkte, waren die Nebenwirkungen der Rettungsaktion. Es gibt heute kaum noch jemanden in der Region, der nicht mit Narben an Brustkorb, Hüfte, Wirbelsäule oder Kniegelenken herumläuft oder besser gesagt, herumhumpelt. Doch dieses Opfer kann man der Bevölkerung jawohl zumuten, immerhin wurde dadurch ein unwirtschaftliches Krankenhaus gerettet, viele Arbeitsplätze gesichert und Wohlstand für einige Menschen im Land herbeigeführt.

Zurück in die Zukunft

Die dritte Geschichte basiert auf einem Forschungsbericht in einem Wissenschaftsmagazin. Geschrieben war die wissenschaftliche Abhandlung von einem Forscherteam, das sich seit Kurzem mit einem neu entdeckten Phänomen der Genveränderung beim Menschen befasst. Seit längerer Zeit schon geht man davon aus, dass Lebewesen sich bei Änderungen ihres Lebensraums unmittelbar körperlich und somit genetisch anpassen – und das auch noch innerhalb eines Lebenszeitraums. Dies steht im Gegensatz zu der Evolutionslehre nach Darwin, die sagt, dass eine Umwandlung von Lebewesen in der Natur über viele Generationen erfolgt, nämlich durch Auslese der Spezies, die sich durch eine Genveränderung am besten an eine sich wandelnde Umgebung anpassen kann – also, die stärkste Mutation setzt sich durch.

So ist die Forscherwelt überzeugt, dass sich eine solch beschriebene Veränderung ereignete, als die Primaten beim aufrechten Gang ihre Hände plötzlich nicht mehr zur Fortbewegung benötigten, sondern ihnen für andere Zwecke zur Verfügung standen. Mit der veränderten Situation wuchs das menschliche Gehirn zu seiner vollkommenen Größe. Durch immer intensivere Nutzung sowie Entwicklung neuer Fingerfertigkeiten benötigten unsere Vorfahren immer mehr Koordinationskapazität und das Gehirn wuchs fortwährend und steigerte seine Denkfähigkeiten in einem rasanten Tempo. Dabei wurde jedes neu erlernte Können an den Nachwuchs als kulturelles Erbe und mehr Gehirnmasse weitervererbt.

Interessant an diesem Modell der Evolution ist die zufällige Beobachtung einer erneuten rasenden Veränderung des menschlichen Gehirns in jüngster Vergangenheit. Dank modernster Durchleuchtungstechnik entdeckte ein Radiologe an einem Jugendlichen zuerst dieses Phänomen. Dessen Eltern klagten ihm eines Tages bei einer Routineuntersuchung ihr Leid über ihren Sprössling, der sich Tag und Nacht mit seinem Smartphone beschäftigte. Sie sorgten sich schon über seinen geistigen Zustand und fürchteten eine Verkümmerung des jugendlichen Gehirns. Im Gegensatz hierzu stand allerdings die Geschwindigkeit, mit der die Daumen des Halbwüchsigen über die Displaytastatur beim Verfassen von Nachrichten rasten. Diese überstieg bei Weitem die Schreibgeschwindigkeit seiner Mutter an einer normalen PC-Tastatur, obwohl sie seit vielen Jahren als Sekretärin arbeitend das Zehnfingersystem durchaus hervorragend beherrschte. Um die besorgten Eltern zu beruhigen, schlug der Mediziner eine Untersuchung im MRT vor, die dankend angenommen wurde. Die Ergebnisse fielen überraschend anders aus, als von den Eltern und Mediziner erwartet. Tatsächlich entdeckte der Radiologe eine starke Vergrößerung des Cerebellums, dem Teil des Hirns, in dem er die Koordinationsfunktion der Daumen vermutete. Allerdings war im Gegensatz dazu das Wernicke-Zentrum, also die Region, die die Sprache koordiniert, unterdurchschnittlich ausgebildet. Eine Sensation! Ein weiterer Nachweis auf die Richtigkeit der Theorie über den Beginn der Gehirnveränderung des Urmenschen im Zusammenhang mit dem aufrechten Gang.

Die Eltern mit Geld überzeugt, den Jungen als Forschungsobjekt zur Verfügung zu stellen, machte sich der Fachmann sofort mit Kollegen ans Werk, diese sensationelle Entdeckung intensiver zu erforschen. Dabei wurden weitere Jugendliche untersucht, die ebenfalls äußerst geschickt mit den Mobiltelefonen umgehen konnten. Aber auch ältere Probanden, die sich der Kommunikationsveränderung verschrieben hatten, wurden über Suchanzeigen angeworben und gründlich untersucht. Hier zeigten sich ebenfalls Veränderungen mit ähnlichen Ausmaßen wie bei den Heranwachsenden.

Nun hatten die jungen Menschen aber nicht nur Freude an der Beschäftigung mit ihren Smartphones, sondern kamen sich auch im Laufe der umfangreichen Testreihen immer näher. Und weil ein bestimmter Urtrieb im Gegensatz zu anderen Gehirnveränderungen nach wie vor stark ausgeprägt war, gab sich eins der Pärchen ihren pubertären Hormonschwankungen hin und spielte dem Forscherteam eine weitere Zufallsentdeckung in die Hände. Das junge Mädchen wurde schwanger und gebar das deutschlandweit erste Smartphone-Generation-Baby (SGB).

Das gesamte Forscherteam begleitete die Schwangerschaft sowie die Geburt mit großer Neugier, in der Erwartung, dass erste Veränderungen auf Grundlage ihrer Vererbungstheorie zu entdecken seien. Das erste SGB, es war ein Mädchen, ließ die Forscherherzen aller Anwesenden höherschlagen. Schon bei der ersten Routineuntersuchung entdeckten die Ärzte äußerliche Merkmale, die von anderen Neugeborenen abwichen. An den winzigen Händen zeigten sich Daumen, die wesentlich dünner als normal waren. Dafür stachen sie noch länger als die anderen Finger an den Seiten hervor. Fortwährend zuckten diese Däumchen so rasant hin und her, als würden sie bereits eine virtuelle Tastatur bedienen. Auch das Köpfchen zeigte äußerliche Abweichungen zur Norm; die Stirn fiel bereits knapp über den Augenbrauen flach nach hinten ab, dafür wölbten sich an den Schläfen kleine Beulen, die Anzeichen einer deutlich veränderten Gehirnphysiologie zum Ausdruck brachten.

Das Team um den Radiologen vertiefte seine Arbeit mit weiteren Untersuchungen des SGB sowie anderen Handynutzern und trug alle Messergebnisse zusammen. Nachdem genügend Informationen gesammelt waren, wurde ein EDV-Experte beauftragt, ein Simulationsprogramm zu entwickeln, das ein Bild des zukünftigen Menschen aus den jüngst erworbenen Erkenntnissen der Genveränderung zeichnen konnte. Es sollte eine Prognose erstellen, wie sich der Mensch innerhalb der nächsten drei Generationen entwickeln würde – natürlich unter der Voraussetzung der ausschließlichen Nutzung von Smartphones als Kommunikationsmittel.

Nachdem alle Forschungsdaten in den Computer eingegeben waren, berechnete das Simulationsprogramm das Aussehen unserer Nachkommen und erstellte auf dem Bildschirm eine Grafik des mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent eintretenden Ergebnisses. Dieses ließ das gesamte Forscherteam erstarren! Sie blickten wie gebannt auf den PC-Monitor. Allen Forschern blieb beim Anblick der simulierten Grafik vor Staunen der Mund offenstehen und sie glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Der Computer zeichnete das Ebenbild eines Menschen, der genau so aussah, wie ein haarloser Schimpanse! Zum ersten Mal in der Geschichte konnten Forscher bei einem Lebewesen eine Rückwärtsbewegung in der Evolution aufzeigen!