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1. Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim
Daniel Mylow: Preisträger und Buchveröffentlichung im Mai
Eine raue Waldlandschaft im Marburger Hinterland. Hierhin hat sich der Außenseiter Ariel mit seinem Hund Flaubert nach dem mysteriösen Verschwinden seiner großen Liebe zurückgezogen. Er beginnt einen grausamen Rachefeldzug gegen die vermeintlichen Täter. Eines Tages läuft ihm ein Flüchtlingskind zu. In einem alten Erzstollen trotzen die drei Schicksalsgefährten dem nahenden Winter. Doch dann findet Ariel bei seinem letzten Opfer einen verstörenden Brief: Seine Freundin lebt. Und ihm bleiben 72 Stunden, um sie zu finden. Die Spur führt in die Rhön. In einem geheimnisvollen Labyrinth unterhalb der Milseburg kommt es zu einem tödlichen Verwirrspiel. Ariel muss begreifen, dass er Opfer eines teuflischen Plans geworden ist. Als alles schon vorbei zu sein scheint, erkennt er, dass es da doch noch jemanden gibt, der auf ihn wartet … So der Klappentext des soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienen Buches des gebürtigen Stuttgarter Autors Daniel Mylow, das man natürlich unbedingt lesen sollte. Und selbstverständlich gibt es über dieses Buch mehr zu sagen, als nur das.
Viel wichtiger aber ist, dass der Autor fast zur gleichen Zeit, als eben dieses Buch im EINBUCH Verlag erschienen ist, mit dem 1. Lore-Perls-Literaturpreis Pforzheim ausgezeichnet wurde.
Wie aus einer Pressemitteilung der Verantwortlichen hervorgeht, konnte nach der
Bekanntgabe der Ausschreibung im Raum Pforzheim und im Enzkreis ein Preisgeld
in Höhe von 5.000,- Euro eingeworben werden. Diese Summe sei mehreren Unternehmern und Privatpersonen zu verdanken. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe sich ebenso als Schirmherr zur
Verfügung gestellt wie Dr. Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland. Ein Beirat unterstützte, so die Pressemitteilung weiter, das Organisationsteam des Kulturrates und des Landesverbandes. Er setze sich aus der städtischen Kulturdezernentin (Sibylle Schüssler), der Kulturratsvorsitzenden (Dr. Ulrike Rein), dem Intendanten des Pforzheimer Stadttheaters (Thomas Münstermann), dem
Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde (Rami Suliman) und dem Leiter des Reuchlin-
Gymnasiums (Kai Adam) zusammen. Die anonymisierte Auswahl aus über 250 Einsendungen habe sich schwierig
gestaltet, nicht zuletzt durch die notwendigen Maßnahmen im Rahmen der Pandemiebekämpfung. Die fünf Schlussjuroren Dr. Nancy Amendt-Lyon (Wien), Dr. Rafael Seligmann (Berlin), Prof. Barbara Traub (Stuttgart), Dr. Jürgen Glocker (Waldshut-Tiengen) und Dietrich Wagner (Neuenbürg) entschieden sich für die
Erzählung „Jacob“ des Autors Daniel Mylow aus Wangen/Bodensee.
Der Preisträger
In der Begründung der Jury heißt es, Mylow sei mit seiner „poetischen Lakonie“ ein überzeugendes Portrait des jüdischen Juristen, Dichters und Schriftstellers Jacob Picard gelungen: „Mit Hilfe eines in vier kurze Kapitel gegliederten Bewusstseinsstroms, der durch den Verzicht auf Satzzeichen besonders assoziativ
wirkt und den Leserinnen und Lesern absichtlich immer wieder Stolpersteine in den Weg legt, entstehen eindrückliche Bilder, wird auf engem Raum ein ganzes Leben im 20. Jahrhundert sichtbar, ein Leben, das in manchen Zügen an das Schicksal von Lore Perls gemahnt. Die Leser sehen Jacob Picard auf dem Sterbebett, und sein Leben zieht in seiner Erinnerung vorüber: Kindheit und Jugend am Bodensee, Studium, Heirat, Trennung, die Flucht vor den Nazis, das Emigrantendasein, die Rückkehr, nicht zuletzt die Bedeutung der Literatur. Das alles ist gut gesehen und angemessen in Sprache gefasst.“
Daniel Mylow, der 1964 in Stuttgart geboren wurde, hat nach seinem Studium der Germanistik, Philosophie und Psychologie in Bonn und Marburg als Verlagslektor und Pädagoge gearbeitet und ist jetzt als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Ethik in Überlingen sowie als Dozent für Literatur an der Volkshochschule des Bodenseekreises tätig. Für seine Texte wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Neben vielen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien hat er zuletzt den Thriller „Rotes Moor“ (2017) und den Roman „Greisenkind“ (2020)
veröffentlicht. (J. G.)
Herzlichen Glückwunsch.
„Wenn du mir folgst, werde ich dich töten“ erhalten Sie ab sofort für 14,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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613 Wörter; 4431 Zeichen
Ein besonderes Stück Prosa – surreal und manchmal vogelwild
EGO oder Die Sonne lacht
Lilith, Rahab, Raphael. Es sind mystische Figuren, die sie jagen, verfolgen; ins Atelier, in Bilder springen, aus ihnen heraus. Dorothea Born ist Künstlerin, Malerin genau genommen, und gerade gefangen in einer Welt zwischen Realität und dem wahnhaften Rausch des Schaffens, des Schöpfens, der Erschöpfung. Und da ist Alexander, der immer an sich scheiternde Galerist. Mit ihm Martha, Hilde, Schwanich. Ausstellungen müssen eröffnet werden, Reden gehalten und Geschäfte erfolgreich sein. Ein realer Ort also. Doch auch hier jagen traumhafte Figuren, Hunde schlafen, erwachen, kläffen, zerren, beißen Alexander und der zurück. Realität verschwimmt mit Träumen und Mythen. Und wahrscheinlich ist eben das die Welt, in der Kunst entsteht. Man kann Backsteinwände ahnen, Leinwand fühlen und Terpentin riechen. Ein Blick hinter die Kulissen des Rausches und ein Blick aus dem Bild auf die Welt, auf mich und dich.
Die immerhin über 169 Seite umfassende und damit ausführliche Erzählung der in Leipzig lebenden studierten Germanistin und Autorin Lea Rohrmoser, soeben erschienen im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig – oder ist es doch ein Roman, eine Geschichte oder gar eine Novelle, sofern die erzählte Erzählung erzählt ist – egal, diese Erzählung ist mit Sicherheit aber eines, sie ist besonders. Und zwar auf eine Weise besonders, dass sie sich sogar so ein bisschen dagegen verschließt, ja fast sogar wehrt, dass man über sie in einer rationalen Weise erzählt. Man sollte sie also, wenn man etwas über sie erfahren möchte, gelesen haben. Dann könnte man sich mit jemandem darüber austauschen. Allerdings auch da weniger über das Gelesene, also das, was in und mit der Geschichte und deren Protagonisten und Protagonistinnen, oder eigentlich der Protagonistin geschieht, als vielmehr darüber, was der Leser oder die Leserin dabei empfindet, wenngleich es natürlich eine Handlung gibt, eine sehr heftige sogar. Insofern ist es vielleicht weniger eine Erzählung, ein Roman, eine Geschichte oder gar eine Novelle, sondern ein Stück Musik.
Auf jeden Fall ist oder versucht es Kunst und ist ja auch genau dort zu Hause, erzählt davon. Denn folgt man der Protagonistin Dorothea Born, die wie erwähnt Malerin ist, in ihren Eingebungen, Gedanken, Erinnerungen und Ängsten, bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie es ist, sein muss oder sein könnte, Künstlerin zu sein. Und vor allem damit leben zu müssen. Es ist nämlich keineswegs so, glaubt man, was man liest, dass das viel besungene und beredete Künstlerleben eine Abfolge schönster Ausschweifungen, unterbrochen nur von jeder Menge Tagesschlaf wäre. Eher nicht. Denn Künstler sind eben meist Künstler und nicht Handwerker oder gar Banker, weil sie Menschen sind, die sensibel also empfindsam und damit natürlich empfänglich, aber auch angreifbar und verletzlich sind. Und das eben gegen alles, selbst gegen die eigenen Werke oder Bilder, wie die Protagonistin weiß und spüren muss, aber eben auch darf. Kompliziert.
Es ist also nicht einfach, Künstler zu sein. Noch viel schwerer ist es, das nachzuempfinden. Fast unmöglich ist es, das dann auch noch anderen Menschen nahe zu bringen. Denn Vorsicht, man kann daran verzweifeln. Ob der Autorin Lea Rohrmoser das gelungen ist, darf man in „EGO oder Die Sonne lacht“ erlesen und für sich empfinden. Ob das überhaupt jemals ein Anliegen war, das weiß nur die Autorin selbst. Es ist und bleibt in jedem Fall ein besonderes Stück Prosa.
„EGO oder Die Sonne lacht“ erhalten Sie ab sofort für 15,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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569 Wörter; 3710 Zeichen
Wie man Denken überleben kann
Alleinsein ist nicht Nichtsein, aber ganz bestimmt auch nicht In-Gesellschaft-Sein, wenngleich es ausgerechnet in Gesellschaft möglich ist, alle möglichen Teile des eigenen Seins in der Welt zu reflektieren. Nichtsein aber ist in jedem Fall Nicht-Dasein = Tod. Was ist eigentlich, wenn jede Handlung, wenn jeder Gedanke unausweichlich ins Nichts führt? Was ist dann Leben? Aaron denkt. Aaron geht hinaus, beobachtet und probiert. Alles. Und zwar wahrlich virtuos, mit Freude und Hingabe.
Die Novelle des Allgäuer Autors Max Halder, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, ist kein gewöhnliches Buch. Was den Verfasser dieser ja eigentlich der zur Information zum Produkt verpflichteten Pressemitteilung dazu veranlasst, diese Verpflichtung weitestgehend sausen zu lassen und sich stattdessen der Frage zu widmen, wer denn dieses Buch lesen möchte, wer von diesem Buch für sich persönlich profitiert. Da es sich um einen klugen Text handelt, der gewollt beiläufig auch gesellschaftliche Fragen unserer Zeit aufgreift, weil Aaron – Held des Textes – einfach alles aufgreift, berührt, was ihn berührt, ist es wohl ein Buch für kritische Geister, für Leute, die hinterfragen, die das Gefühl haben, dass hier etwas zumindest nicht so ganz richtig ist, und die durchaus auch Angst haben. Angst davor, dass möglicherweise nicht mehr allzu viel Zukunft übrig ist. Dennoch ist der Text überwiegend von Fröhlichkeit getragen und bisweilen sogar lustig. Und kein bisschen pessimistisch. Der Leser oder die Leserin (oder beide zusammen – gerne auch Leser und Leser oder Leserin und Leserin bzw. Leserin und Leser) wird also eine gewisse Art von Humor haben, der/die ihn/sie in die Lage versetzt, trotz aller Angst machenden Ereignisse (zu denen auch das Leben selbst zählt) eine große Freude an dieser Welt zu empfinden. Und, wer immer den Stubenvirtuosen liest, wird klug sein, so stellt es sich der Verfasser dieses Textes hier vor. Denn Aaron ist klug. Aaron ist Wissenschaftler. Chemiker, um genau zu sein. Aaron kann Substanzen herstellen, die die meisten anderen noch nicht einmal aussprechen können. 2,5-Dimethoxy-4-methylamphetamin oder auch C12 H19 NO2 für alle, die das verstehen. Neugierig könnte, wer immer den Stubenvirtousen liest, also auch sein. Hatten wir das schon? Ist das die erste Wiederholung? Was ist eigentlich eine Wiederholung? Ist es überhaupt möglich, etwas wieder zu holen, und warum sollte man das überhaupt wollen? Und vielleicht ein klein wenig erfahren mit Drogen. Aaron jedenfalls nimmt das Halluzinogen, verlässt seine Studierstube und weiß viel zu gut, was er da tut.
„Und auch in diesem jüngsten Fall der Phasendurchmischung, als er durch die Tür gegangen war, musste es aufgefallen sein, kafkaierte Aaron, die Phasengrenze musste klar erkennbar gewesen sein. Nur die Volumenverhältnisse deuteten auf ein Ungleichgewicht: Denn egal, wohin er aus seinem Tröpfchen heraus sah, überall war die Phasengrenze sichtbar für ihn … Die Konstitution wird, Gott bewahre, nicht identisch sein, doch die Unterschiede sind so minimal, dass Korpuskel ungehindert von der einen Phase in die andere treten. So musste es sein. Die Scheiße kann also ungehindert eindringen, dachte Aaron. Nur loswerden musste man sie auch wieder, die Scheiße. Schamanen von einst können uns ein Lied davon singen.“
Aaron ist nicht allein, ist nicht nichts und vor allem irgendwie glücklich.
„Der Stubenvirtuose“ erhalten Sie ab sofort für 15,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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539 Wörter; 3625 Zeichen
Ein Detektiv-Roman der zu einem sozialen Rotlicht-Krimi wird
Streifjagd
Der Frankfurter Privatdetektiv Leo Kovac trifft seine große Liebe, Alicia aus Rumänien, und wird von ihr auch recht schnell betrogen, hintergangen und sogar hinter Gitter gebracht. In eine geschlossene psychiatrische Abteilung, unglücklicherweise. Voller Rachegelüste folgt er ihr nach geglückter Flucht aus dieser nach Bukarest, der quirligen Nach-Ceau?escu-Metropole, in der neben den verlassenen sozialistischen Palästen des ehemaligen Herrschers, Touristen, Geschäftigkeit mit bunten Cafés und Restaurants, aber eben auch die neukapitalistische Unsicherheit, Drogenhandel und Prostitution das Leben bestimmen. In diesem Milieu versuchte er, sich möglichst ungeschoren durchzuschlagen und seine Ex zu finden, die, und das hatte der Detektiv schon früher herausgefunden, ihr Geld als Mädchenhändlerin verdient.
So in etwa ist kurz beschrieben, was Wolfgang v. Alt-Stutterheim in seinem neuen Buch „Streifjagd“, soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienen, erzählt. Dabei beginnt dieses Buch tatsächlich im Stil eines klassischen Detektiv-Romans, in dem man in die Gedanken des ja eigentlich aufgrund des ständigen Wartens und Beobachtens zutiefst gelangweilten Ermittlers hineinhören und sich die Enge und Dunkelheit seines Büros und die Unordnung in seinem Auto vorstellen kann. Aber die Geschichte wandelt sich spätestens mit dem angesprochenen Betrug der Geliebten und ändert mit dem Erreichen Bukarests endgültig ihr Gesicht. Natürlich spielen auch hier weiterhin zwielichtige Gestalten die ihnen angedachten Rollen, so auch die extra aus Italien (Sizilien natürlich) zugereisten Ganoven Roberta und Salvatore, trinkt der deutsche Detektiv seine Drinks in der Hotelbar und wird regelmäßig von rumänischen Mafiosi verprügelt. Aber der Protagonist umgibt sich hier sehr schnell mit Waisen und Halbwaisen, auf jeden Fall aber von den Familien verstoßene Kinder, die gerade eben volljährig eine beachtliche Karriere in der sogenannten Unterwelt vor allem als Prostituierte hinter sich haben. Und so verliert der Detektiv Leo Kovac mehr und mehr den Fokus, nämlich das Auffinden und die Rache an seiner Ex, die ihn ja immerhin in Deutschland in die Geschlossene hat werfen lassen, sondern wird, ohne es selbst wirklich zu erkennen, zum Retter seiner neuen Freunde und zum Rächer all jener in Armut aufgewachsenen und in die Fänge der rumänischen Mafia geratenen Kinder von Bukarest bis Kronstadt.
So sehr sich der Detektiv ganz offenbar und trotz aller Schwierigkeiten in Bukarest wohlfühlt, was man als Leser oder Leserin sehr deutlich merkt, schwingt doch in jedem Staunen auch das Wissen mit, früher oder später in die eigene Welt nach Frankfurt am Main zurückkehren zu müssen und dort wieder dem tristen Alltag nachzugehen und trivialen Gedanken nachzuhängen, wie man das aus Detektiv-Roman eben kennt.
„Streifjagd“ erhalten Sie ab sofort für 17,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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434 Wörter; 3066 Zeichen
Wehrbach
Es ist vertrackt, wenn man(n) sich ausgerechnet in die Freundin des besten Freundes verliebt. Vorsichtig ausgedrückt. Doch Luis Wehrbach, sonst eher ein Connaisseur loserer sexueller Geschichten und Dauergast im Sexklub, passiert genau das. Zunächst jedoch hält er diese Jana für blass und uninteressant, stellt dann aber fest, dass sie, so wie auch er BDSM sehr zugeneigt scheint. Also verabredet man sich zu einem ersten Treffen der Dominanz, an dem sie sich Wehrbach unterwirft. So beginnt für beide eine durch und durch tragische Liebe, die sich konstant vom Leben entfernt und der Tragik des Todes zuwendet. Tragisch nicht nur für diese beiden, sondern für alle in dieser Geschichte Gefangenen, die sich schon lange in einer Art Vorhof des Nachlebens befinden, der jede Menge emotionaler Wendungen und unerhörten Schmerz bereithält.
Die immerhin über 160 Seite umfassende und damit ausführliche Erzählung des Bremer Autors Olaf Satzer, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, beschränkt sich nicht nur auf die sadomasochistische Liebe der Protagonisten, was sicher einen interessanten Blick in eine solche Beziehung und die Beweggründe dafür, sich entweder zu unterwerfen oder eben dominieren zu müssen, gegeben hätte, sondern bezieht ausdrücklich Wehrbachs persönliches Umfeld und seine Herkunft mit ein, die wesentlich für seine Entwicklung ist, sein Abdriften. So ist Luis Wehrbach offenbar jemand, der sich keineswegs um irgendetwas wirklich Sorgen machen muss, es sich leisten kann, in den Tag, beziehungsweise in die Nacht hinein zu leben. Was, wie man dann erfährt, daran liegt, dass er der Spross eine Industriellenfamilie mit Vermögen, Villa und allem Drum und Dran ist. Einer Familie, welche ebenjenes Vermögen zunächst mit Eisenwaren in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts und ausgerechnet in der Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges mit offenbar weit größeren Geschäften, die im Dunkeln bleiben und Schlimmes ahnen lassen, Stück für Stück angehäuft und in der jungen Bundesrepublik als ehrenwerter Vertreter des Wirtschaftswunders weiter vermehrt hat, bis der alte Patron, Ludwig Wehrbach, stirbt. Von da an kümmert sich ein gewisser Bernhard, eine Art Diener der Familie und Prokurist der Firma, der nach dem Krieg als Waisenkind in die Familie aufgenommen wurde, um das Wohlergehen des da noch kleinen Luis Wehrbach, bis in die heutige Zeit hinein, dem so genug Zeit für Sex und Leben und zum Philosophieren über beides bleibt. Wirklich sorgenfrei ist er allerdings nicht. Im Gegenteil, die katastrophalen Einschläge, die sich mit einem fürchterlichen Unfall gleich am Anfang des Buches mehr als andeuten, werden mehr und kommen näher. So nah, dass sich Wehrbach irgendwann, scheinbar im eigenen Philosophieren gefangen, in einem Hospiz wiederfindet und sich mit dem Sterben, Siechen und letztlich dem Tod seines Freundes Andreas Petersen, dem seiner Kurzzeitliebe Jana Blume und mit einem Mal auch mit seinem eigenen Tod sehr intensiv auseinandersetzen muss. Da bleibt keine Zeit mehr, in die Tage hinein zu leben.
„Wehrbach“ erhalten Sie ab sofort für 17,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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492 Wörter; 3304 Zeichen
Ein Jugendbuch mit Drumsticks und ersten Gefühlen
Jannick und der Bandwettbewerb
„Jannick und der Bandwettbewerb“, geschrieben von Katrin M. Schwarz und soeben erschienen im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, ist ein Jugendbuch, das auch noch ein Kinderbuch sein könnte. Denn wie bei den Kindern selbst, lässt sich eine Grenze zwischen Kindheit und Jugend (Kinder- oder Jugendbuch) in einem bestimmten unbestimmten Zeitraum nicht wirklich ziehen. Es ist ein gleitender Prozess, der als solcher oft gar nicht wahrgenommen wird und obendrein nicht nur bei Jungen und Mädchen sehr unterschiedlich verläuft, sondern generell auch noch sehr individuell ist. Zum Glück aber gibt es in dieser Phase des Lebens jede Menge Ablenkungen. So natürlich auch in dieser Geschichte.
Der 12-jährige Jannick hat viel um die Ohren in der Schule. So wird er, neben den üblichen Schulmonstern, wie selbstverständlich dazu von dem ein oder anderen Lehrer sowohl in als auch außerhalb der Schule geradezu verfolgt. Obendrein wollen auch die zu der gehörigen Schulfächer wie Deutsch, Englisch, Mathe und Chemie nicht wirklich loslassen. Hinzu kommt mit Inga ein Mädchen aus seiner Klasse, das er zwar sehr mag und das wie er die Musik liebt, das aber auch Reaktionen in ihm auslöst, die ihm seltsam und oft sogar peinlich sind. Und so muss Jannick täglich ordentlich in die Pedale treten, um das alles hinter sich lassen zu können und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich Spaß macht. Denn so richtig wohl und frei fühlt er sich nur hinter seinem Schlagzeug in seinem Bandkeller.
Aber natürlich hat auch diese Freiheit Grenzen, da Keller Türen haben, Türen zu Häusern gehören, die von Jungs wie Jannick eben nicht alleine bewohnt werden, und Häuser an Orten stehen, an denen auch andere ihre Häuser gebaut haben. Also dringt das gewöhnliche und nervende Leben der Erwachsenen, mit seinen Pflichten, Sorgen und Verboten zwangsläufig früher oder später auch in Jannicks Refugium ein, meist natürlich in Person seiner Mutter, die sich nach so völlig unwichtigen Dingen wie Hausaufgaben oder Schulnoten erkundigt. Dazu kommt auch noch der spießige Nachbar Stahmer, der ganz offensichtlich nicht nur guter Musik als solches rein gar nichts abgewinnen kann. Nein, er beschwert sich so hinterhältig und abscheulich bei Jannicks Mutter über einen gewissen Krach, dass dieser beim besten Willen nichts übrigbleibt, als im Sinne einer guten Nachbarschaft zu handeln. Was natürlich auf dem Rücken des Schwächsten ausgetragen wird und somit Jannicks Leidenschaft und sein Bandprojekt bedroht und er viel List und Charme, vor allem aber Zeit und Selbstverleugnung aufbringen muss, um Nachbar Stahmer zum Schweigen zu bringen. Auch Inga, das Mädchen von dem nicht nur Jannick heimlich träumt, scheint der Keller nicht verborgen geblieben sein, denn sie klopft eines Tages an dessen Fenster und möchte mit ihrem Bass Teil von Jannicks Band werden, was dem so den sprichwörtlichen Kopf verdreht, dass er eben gar nicht tun kann, was er so gerne möchte.
Von nun an wird es richtig schwierig und verworren in seinem Leben, und Jannick bekommt mehr als nur eine Ahnung, was es bedeutet groß zu sein. Glücklicherweise steht gerade ein Bandwettbewerb an, der ihm nicht nur musikalisch die Chance bietet, so ein kleines bisschen berühmt zu werden, sondern ihm auch hilft, sich seinen Geistern zu stellen.
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552 Wörter; 3556 Zeichen
Aus meiner Kramkiste
Über Land und Leute einer berühmten und scheinbar vergessenen Industrieregion
Es ist keine weithin bekannte Landschaft dort, irgendwo leicht nach Süden verrutscht, zwischen Leipzig und Halle in Sachsen-Anhalt. Wenngleich es da durchaus schön zu leben ist, mit Feldern, Wälder, der Saale und ein paar Seen. Bekannt ist sie als Chemie-Dreieck, mit dem größten Werk Leuna, eines der größten Industriezentren am Anfang des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus.
Dort und im Ersten Weltkrieg ist auch die erste Erzählung von insgesamt 19 Geschichten, Erzählungen und Anekdoten (aus der Kramkiste) rund um den kleinen Ort Spergau angesiedelt. Geschichten, die erzählen, quer durch die Zeit und Geschichte, vom Leben, Erleben, Durchleben, Überleben und auch vom Tod der Menschen in dieser Gegend, die ihre Liebe und Heimat ist, und von ihren Bindungen an Welt und Zeit, an die große Geschichte, die Historie, zu der wir alle einen winzig keinen, für sich alleine nicht wahrnehmbaren Teil beitragen.
„Aus meiner Kramkiste“ also lautet der Titel des gerade im Leipziger Einbuch Verlag erschienenen Buches des Spergauer Autors Tilo Buschendorf, der sich auf dem Cover schlicht Tilo B. nennt. Ob das, so fragt man sich vorm Aufschlagen des Büchleins, eine Verkürzung ist, wie sie in der Musikszene und insbesondere bei Rappern und Hip-Hop-Künstlern üblich ist, die den Namen knackiger und leichter auszusprechen machen soll, oder ob es dem Temperament der Menschen im südlichen Sachsen-Anhalt geschuldet ist, erschließt sich ganz selbstverständlich nicht. Man müsste mal fragen, möchte aber doch denken, da der Autor ja schon lange ein selbstverständlicher Teil dieses Schlages Mensch ist, dass es eben doch eine Frage des regionalen Temperamentes ist. So sei es. Auch wenn über das Temperament, oder gerade weil darüber im Gegensatz zum beispielsweise dem eines Oberbayern oder eines Ostfriesen eigentlich überhaupt nichts bekannt ist. Aber auch dafür gibt es doch „Aus meiner Kramkiste“. Es erzählt ja nicht nur bloße Geschichte, sondern blickt auf die Menschen, in sie hinein und ist spezifisches Temperament. Sollte Tilo B. das so gemeint haben, und wir hatten ja beschlossen, genau davon auszugehen, ist das an sich schon eine Verdichtung dieser kleinen Spergauer Kramkiste.
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374 Wörter; 2449 Zeichen
Herz im Kopf
Der Roman ´Herz im Kopf´ der schweizerischen Autorin Emilia Elisabeth Engel (nomen est omen), soeben erschienen im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, ist, so viel sei vorweggenommen, auch ein Ratgeber und bei Weitem nicht so verherzt romantisch, wie man als Leser oder Leserin zunächst glauben mag. Und – auch das ist eine Vorwegnahme – ein Resümee, wo ein Resümee noch gar nicht stehen sollte: Dieses Buch wird nach einem wenig spektakulären aber doch schon spannendem Einstieg und einer Phase des Kennenlernens mit jeder Seite lesenswerter, interessanter und eben auch hilfreicher.
Nun aber zu dem, was an einen jeden Anfang gehört: der Vorstellung. In dem Fall der Heldin der Geschichte, Jessica, die zunächst nicht weiß, was sie mit diesem einen, dem ersten Tag anfangen sollte.
Jessica also lebt in einem beschaulichen Städtchen in der Schweiz, hat einen sicheren Job in einem Reisebüro, der sie mal mehr mal weniger ausfüllt, und hat mit Sven einen Freund, den sie sehr zu lieben glaubt und von dem sie sich wünscht, dass er sie über alles liebt, sie versteht, in den Arm nimmt und ohne zu fragen Wünsche erfüllt, die sie ganz sicher so nicht anspricht. Doch Sven ist kein Prinz. Und selbstverständlich kann er ihr nicht erfüllen, was sie sich erträumt, kommt nicht über Hallo, beiläufigen Kuss und ebensolchen Sex hin und wieder hinaus. Doch Jessica ist verzweifelt, verzweifelt bis fast zum Wahnsinn, schreit und weint, tut plötzlich Dinge, die sie sonst nie tun würde, nie getan hat, wird für ihre Umwelt immer unverständlicher, für sich selbst gefährlich und landet so natürlich in der Psychiatrie, in der ihr eine schizophrene Psychose diagnostiziert wird, sie die Erfahrung des Entzuges der Befugnis über das eigene Leben macht, aber nach und nach Ruhe findet – und einen Blick auf ihr Leben, und natürlich ihre Liebe und Bedürfnisse.
Das die kurze Zusammenfassung einer Geschichte, dem Teil eines Lebens, die, auch das wird schnell sichtbar, eine Eskalation beschreibt, die jeden treffen kann, der auch nur ein wenig zu empfänglich für äußere Einflüsse, man könnte es auch sagen, wie das sprichwörtlich gemeine Volk es sagen würde, nämlich empfindlich ist. Und Jessica ist eben sehr empfänglich und noch dazu unsicher. Und sie ist deutlich mehr und tiefgründiger und schwieriger und auch rebellischer, als man es von einer Jessica und auch dem Lesen der ersten Seiten erwarten würde. Der Prinz und die Liebe sind nicht alles, auch und gerade darum ´Herz im Kopf´. Und da ist diese eine Geschichte, dieses eine Ereignis, das alles auszulösen und infrage zu stellen scheint, das die Beziehung zu Sven zunächst gefährdet und schließlich zerstört, das im beruflichen und privaten Umfeld Unruhe schafft und es letztlich einstürzen lässt, das für Kontroversen, und dessen Betrachtung für Unverständnis sorgt, das in der Protagonistin etwas löst und auslöst, das sie letztlich zusammenbrechen und in der Psychiatrie landen lässt und das auf diese Weise eine Kaskade von Ereignissen in Gang setzt, die sie zu einem reiferen, bewussteren und letztlich vermutlich auch glücklicheren Menschen machen. Die Rede ist von einem Adler, einem Tattoo, welches sich Sven, ohne seine Freundin zu fragen, auf die Brust hat stechen lassen, eine Brust, die in Jessicas Welt ein Leben lang da sein wird und welche sie darum mit dem Tattoo darauf immer vor Augen haben wird. Vor allem das Tattoo, denn das findet sie scheußlich.
„Es war ein gewaltiger Adler. Seine Flügel erstreckten sich über den ganzen Brustkorb und umkreisten die Brustwarzen. Genau in der Mitte des Brustkorbes war der Kopf platziert. Das Auge schaute einen etwas komisch an. Der Schnabel war geöffnet. Und dann war da noch die Krone, die Jessica einfach völlig übertrieben fand. In der Gegend des Bauches waren dann die Krallen zu sehen.“
Da kann man die Protagonistin nur zu gut verstehen. Sie und das Leben aber auch beglückwünschen und umarmen, dass es solche scheinbaren Nebensächlichkeiten sind, und diese auch genutzt werden, die uns aus der Langeweile und Verzweiflung befreien – und sei es auch noch so schwierig und schmerzhaft. Hand aufs Herz.
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691 Wörter; 4358 Zeichen
Das Wesen des Seins
Sind wir Menschen tatsächlich die selbst bestimmten Lebewesen, die wir zu sein fest glauben, die Spitze der darwinschen Evolutionstheorie, oder doch nur willenlose Figuren, die dem Interesse höherer, uns unbekannter Mächte dienen? Diese Frage stellt sich das in diesem Oktober erschienene Buch „Das Wesen des Seins“ des Lübecker Autors Christian Heinisch und treibt den Mensch Karsten als Spielfigur einer schlicht Wesen genannten Macht, welche ihrerseits halb bewusst dem noch weit höhergestellten Entwickler folgt, durch ein immerhin interessantes und herausforderndes Leben. Die Figur Karsten ´erwacht´ 1972, nimmt an der Anti-Haig-Demo 1981 in Berlin teil, lebt in einem WG-Haus in Göttingen vor sich hin, kifft, verdient sich ein paar D-Mark mit Lkw-Überführungen, reist für Liebe und Sex nach Italien und wird mit der Zeit Stück für Stück erfolgreicher. Einzig und allein des Spieles wegen?
„Das Wesen des Seins“, gerade erschienen im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, ist, was das Genre angeht, und natürlich nicht nur hier, ein sehr besonderes Buch – vom Verlag kultverdächtig Memory-Fiction tituliert. Denn tatsächlich vereint dieses Buch zwei Formate, die auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen, nämlich das Genre des Science-Fiction und das der Autobiografie, also ein fiktionales Thema, dessen Handlung gewohntermaßen irgendwo in der Zukunft siedelt und im Normalfall nur recht dünne Bande zur Realität pflegt, und eben das der (so sollte es jedenfalls sein) streng nicht fiktiven, ehrlichen und natürlich in der Vergangenheit geschehenen retrospektiven Erzählung über das eigene Leben, oder eben die Erinnerung daran. Und was zunächst unvereinbar erscheint, funktioniert im „Wesen des Seins“ sehr gut. Es funktioniert über die fiktive Geschichte und mit einem Trick. Denn Christian Heinisch, der Autor des Buches, Schöpfer der Geschichte und über weite Strecken Erzähler seines eigenen Lebens, lässt die in der Science-Fiction lebende Figur Karsten, die ja eigentlich eine sich nicht selbst bewusste und fremdbestimmte Spielfigur ist (inwieweit das letztlich wirklich so ist, erzählt das Buch) sowie das ihm zugeteilte Wesen, die beide, ähnlich wie hier die Autobiografie und Science-Fiktion, in einer Symbiose leben, aus der Zukunft in die Vergangenheit schauen und verbindet so geschickt die Genres.
Was mit einem Blick aus der uns umgebenden Realität (übrigens ein Begriff, der in „Das Wesen des Seins“ die ein oder andere Korrektur erfährt) auf dieses Buch und dessen beide Themen erstaunt und als ein durchaus passender Zufall gelten darf, ist der Umstand, dass der verlegende EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, der ja ein Verlag für fiktionale Literatur ist, mit dem I.C.H. Verlag seit fünf Jahren, also seit dem Jahr 2018 einen Tochterverlag ausgegliedert hat, der sich ausschließlich mit nicht fiktionalen Themen beschäftigt, vornehmlich mit biografischen und autobiografischen. Es wurde hier also aus guten Gründen getrennt, was in dem autobiografischen Sci-Fi Roman „Das Wesen des Seins“ von Christian Heinisch aus mindestens ebenso guten Gründen verbunden wurde.
Wer jetzt ein klein wenig verwirrt ist, ob der zeitlichen und normativen Unordnung in diesem Artikel, sich aber davon nicht allzu sehr gestört fühlt (ein wenig Gestört-Sein ist tatsächlich aber beabsichtigt), ist bereit und bringt ganz sicher die nötigen Voraussetzungen mit, sich nun in die ungewöhnliche Geschichte der Figur Karsten, des Wesens, des Entwicklers, in „Das Wesen des Seins“ hineinzulesen und sich dort hoffentlich nicht zu verirren.
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554 Wörter; 3261 Zeichen
Über eine Zeit, die so weit weg scheint und doch so nah war
Genesis
Lija ist noch ein Mädchen, als in einer nicht allzu fernen Zukunft sich bis dahin unbekannte Viren über die Erde verbreiten und zu einer tödlichen Pandemie führen, welche, trotz massivster Vorkehrungen zum Schutz, nur wenige Hunderttausend Menschen überleben, die noch dazu als Folge der Infektion meist zeugungsunfähig sind. Das Ende scheint nah. Eine überaus religiöse und alles kontrollierende und beherrschende Organisation namens Genesis macht es sich daher unter Einsatz aller Mittel zur Aufgabe, Gottes größte Geschöpfe zu retten.
So erwacht Lija, nun eine junge Frau, eines Morgens entführt, nackt und eingesperrt in einem künstlichen Garten Eden, zusammen mit einem ihr fremden und ebenfalls nackten Mann.
Der Fantasy-(Debüt)Roman der Tübinger Autorin Janina Kehrer, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, erinnert mit seinem Szenario einer ausufernden Pandemie an die wildesten Befürchtungen nicht weniger Menschen der noch nicht lange zurückliegenden Corona-Jahre. Und man fragt sich tatsächlich, ob hierzulande bei einem noch schlimmeren Verlauf von Covid19 Zustände, wie die im Buch beschriebenen, möglich gewesen wären, oder ob das ausschließlich in autokratisch geführten Gesellschaften und Diktaturen so kommen kann. Wahrscheinlich aber bricht jede Gesellschaft sogar schon viel früher und schneller auseinander, als sich die Autorin dieses Buches oder die Autoren und Autorinnen ähnlicher Fiktionen es vorstellen können, und vor allem wollen. Wahrscheinlich waren unsere Gesellschaften und damit die Grundlage unseres Lebens, so wie wir es zu leben gewohnt sind und uns überhaupt nur denken können, vor ein paar Jahren deutlich gefährdeter, als wir es wahrgenommen haben. Und das nicht in einer Weise, wie Verschwörungstheoretiker es uns und vor allem sich selbst einzureden versucht haben, sondern auf eine deutlich trivialere, beinahe banale Weise. Wahrscheinlich wäre es einfach zu einem Kollaps nicht nur des Gesundheitssystems, sondern das gesamten Wirtschafts- und Finanzsystems gekommen, ähnlich wie etwa vor einhundert Jahren am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Und wahrscheinlich sollten wir den Politikern und Politikerinnen, auf die wir so gerne schimpfen, wenigstens ein wenig dankbar dafür sein, uns vielleicht davor bewahrt zu haben. Trotz alledem, was dennoch schiefgelaufen ist.
Politiker allerdings, die gibt es in Kehrers Roman keine mehr. Es gibt eigentlich nur Überlebende, die als mehr oder weniger verelendete Menschen entweder auf sich gestellt durch die verwüsteten Lande ziehen, die von all dem zivilisatorischen Schrott unserer Zeit verunstaltet sind, oder aber sie arbeiten sklavenhaft für Genesis in tristen Fabriken, die Organisation der Menschen, die es scheinbar am schnellsten verstanden haben, die katastrophale Situation für sich und ihre Religion und natürlich ihr eigenes Vorankommen zu nutzen. Ob diese Religion dabei wahrhaft ist und auch von den Erfindern von Genesis gelebt wird, oder doch nur als Deckmantel dient, um auf dem Rücken aller anderen auch in schlechten Zeiten in Saus und Braus leben zu können, wird dabei nicht klar. Genesis bleibt hier eine graue, nicht zu fassende Masse, ohne Gesicht und Menschlichkeit, eine Organisation, die bei Nichtbefolgen ihrer Ideen und Befehle zu den Waffen greifen lässt. Was auch Lija und Hunter, die beiden Helden dieses Buches, mehr als einmal erfahren. Teils am eigenen Leib, vor allem an dem des Mannes, und zum anderen während einer tragischen Begebenheit, als Lija die versuchte äußerst blutige Flucht einer Mitgefangenen aus diesem Fortpflanzungsgefängnis mit ansehen muss.
Doch auch wenn selbst hier natürlich Freundschaft möglich ist und sogar Liebe entsteht, fragt man sich, ob man sich vorstellen kann, in einer solchen Welt zu leben. Wahrscheinlich muss die Antwort „Nein“, lauten. Zu dunkel scheint eine Welt, in der fast alle Menschen bereits tot sind, eine Welt, in der es keine Familien und nur wenige Kinder unter Verschluss gibt.
Lija und Hunter jedenfalls finden, wie soll es auch anders sein, zumindest für eine gewisse Zeit eine kleine Nische in dieser Welt, in diesem Gefängnis, in einer Zeit, wie sie hoffentlich nicht so bald kommen wird.
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653 Wörter; 4421 Zeichen
Kennen wir uns nicht?
Wie vertraut sind Sie mit dem, was man allgemeinhin die Innere Stimme nennt? Spricht sie zu Ihnen, gib sie Ihnen Ratschläge, rettet Sie vielleicht sogar hin und wieder?
In ´Kennen wir uns nicht?´ spricht diese imaginäre Innere Stimme zum Protagonisten dieses Buches, der in Wirklichkeit aber Sie sind, sollten Sie das Buch lesen. Zumindest sein könnten, da wir uns ja doch alle schon recht ähnlich sind. Und da dieses Buch dem Namen nach ein Dialogbuch ist, tritt es mit Ihnen in eben diesen. Möglich wäre es also, dass Ihnen die eine oder andere Antwort sehr bekannt vorkommt. Denn es wäre ja gewissermaßen Ihre.
Aber nun von Anfang an. ´Kennen wir uns nicht?´ ist das neuste Buchprojekt von Christopher Rohowski, das frisch gedruckt in diesem Sommer 2023 im Leipziger EINBUCH Verlag erschienen ist. Es ist mit 9,90 Euro sehr günstig und zudem so handlich, dass es in jede Tasche passt und als Begleiter auf diese Weise eigentlich immer dabei sein kann. Und natürlich ist es ein Experiment, natürlich ist dieses Buch etwas Neues. Zumindest ist uns nichts anderes bekannt. ´Kennen wir uns nicht?´ stellt 35 Fragen, manche mit, manche ohne Fragezeichen, die natürlich willkürlich vom Autor ausgewählt wurden, die aber durchaus für jeden Leser und jede Leserin von Bedeutung sind, oder zumindest sein könnten. Wie schon gesagt, ist der Protagonist/die Protagonistin der Leser/die Leserin in diesem Buch in einem ständigen Dialog mit sich selbst. Insofern gibt es natürlich auch etwas ausführlichere Antworten auf die meist sehr prägnanten Fragen. Und es scheint so, als wolle diese Büchlein einem Mut zureden, helfen, in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt – ohne politisch zu sein. Dazu gibt es zu jeder Frage (bis auf die erste) je eine kleine, wunderhübsche und erklärende Zeichnung (ein Piktogramm) der Malerin Monika Leonhardt, die überdies zusammen mit dem Autor das Programm ´Mysterien des Alltags in 3D – Malerei und Musik´ bestreitet. Darum wohl auch die Zusammenarbeit an diesem Buch.
Und hier schließt sich ein weiterer Kreis, von dem wir bislang gar nicht wussten, dass er überhaupt da ist. Christoph Rohowski ist als Autor kein heuriger Hase. In den 90er-Jahren publizierte er Zeitgeistkalender (´Von Oktober bis Oktober´), satirische Rätsel und schrieb das Booklet ´50 Jahre Amiga´ im Lexikon-Stil. 2007 gönnte er sich einen Discounter-Bestseller (natürlich unter Pseudonym ´Biete – Suche – Liebe´). Insgesamt über 100.000 Exemplare – und das alles nebenbei. Seine Profession seit 1987: Events & Kommunikation. Haben Sie es gemerkt? Das war der Schluss des Kreises.
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441 Wörter; 2845 Zeichen
Der Kölner Künstler Heinrich Brecher bricht auf zu neuen Ufern nach Peking, einer Stadt, die grenzenlos scheint, pulsiert und wächst, modern ist und doch der Tradition verpflichtet, eine Stadt, in der in Tausenden Bars gelebt und gefeiert wird. Auch am Houhai, dem größten See der Stadt. Dort nennt Heinrich Brecher sich kurzerhand Mo, findet für sich ein Zimmer, ein Atelier, einen Galeristen, beginnt eine neue Beziehung und versucht, sich als Maler zu entwickeln.
„Am Houhai“ betrachtet nicht nur die Schaffensprozesse, die Zerrissenheit, die Krisen, den Enthusiasmus und die Freuden eines Künstlers, sondern zeigt dem Leser und der Leserin ein Land, das in aller Munde ist und das es zu entdecken gilt: China.
Der Roman des Oldenburger Autors Guido Pering, soeben erschienen im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag, ist Auftakt einer Trilogie. Und dieser nun vorliegende erste Teil trägt den Untertitel „Lichter der Stadt“. Was wohl eher ein atmosphärischer Begriff ist, der zwar sehr wohl die Lichter Pekings und insbesondere die am Houhai beschreibt, denn dort beginnt die Geschichte und kehrt immer wieder dahin zurück, wenn die Helden etwas Ruhe brauchen, etwas Erholung von der auch in China anstrengenden Welt der Kunst und Vermarktung. Er malt aber insbesondere das Bild einer Metropole im größten (und immerhin angeblich kommunistischen) Land dieses Planeten, das eine Stimmung einfängt, die wir als Europäer eher in westlichen Metropolen wie London, Paris oder New York vermuten. Gerne auch in Köln, der klischeehaft immer fröhlichen Metropole am Rhein, die in diesem Buch eine durchaus wichtige Rolle spielt, als der Protagonist Heinrich Brecher in einer persönlichen und gleichzeitig einer Schaffenskrise in die deutsche Wintertristesse zurückkehrt, um sich und seine Kunst zu finden, dort in eine lebensbedrohliche Zerrissenheit fällt, aus der er nur sehr langsam und mit der Hilfe einer sich in sein Leben und seine Arbeit drängenden Fotografin, die er auch als Frau sehr interessant findet, heraus kommt. Und es ist wohl diese Beschreibung des künstlerischen Zweifels, ja der Verzweiflung, die zwangsläufig jeden Bereich im Leben eines Künstlers oder einer Künstlerin zu erfassen, zu erleuchten und fast zeitgleich zu vernichten droht, die diese Geschichte zu einer sehr besonderen macht. Doch Brecher ist nicht nur im tristen Köln zerrissen, er ist es auch in Peking, oder Beijing, wie es der Autor in seinem Buch durchweg nennt. Was wieder zu der beschriebenen Stimmung führt, die diese Stadt für den Leser und die Leserin zu einer sehr angenehmen, pulsierenden und sehr westlichen Metropole macht. Denn in dem was die vornehmlich jungen und erfolgsorientierten Leute dort tun, ob sie nachts feiern oder am Tag in ihrem Job bestehen, besteht nicht wirklich ein Unterschied zu dem Leben, wie wir es dem Westen zuschreiben. Nur manchmal lässt der Autor einen, dann aber intensiven, Blick hinter die Kulissen zu, beschreibt er den Wandel und die Angst der Alten vor eben diesem, beschreibt er das Leben in kleinsten Gesellschaften innerhalb der riesigen Stadt, die an Dorfgemeinschaften erinnern und kein Eindringen zulassen, und Traditionen, die so mächtig sind, dass sie das Leben und Lieben der Jungen jederzeit bedrohen. So eben auch das der Protagonisten dieser Geschichte, Mo und Ye Yang, denn es wird in China schon gern gesehen, wenn eine junge Chinesin auch einen jungen Chinesen zum Freund nimmt.
Man fühlt es diesem Buch an, dass sich der Autor Guido Pering sehr ausführlich mit China und dem Leben dort befasst, dass er es oft bereist hat und die Leser an dem teilhaben lässt, was seine Augen gesehen haben. Ein Blick auf ein Land, das wir alle kennen und doch gar nicht kennen.
„Am Houhai“ erhalten Sie ab sofort für 17,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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Kindesentführung, Weltkriegsverbrechen, Europa nach dem Kalten Krieg, ein schräger Kommissar und die Nordsee
Brandungsmädchen
Als die noch nicht einmal zweijährige Marthe Saalkämper im Mai 1977 aus einem Hotelzimmer auf Texel in den Niederlanden entführt wird, ist der Zweite Weltkrieg noch keine 30 Jahre Vergangenheit und der Kalte Krieg noch mehr als aktuell. Als der 16 Jahre später auch vergangen ist, ist Marthe Saalkämper immer noch verschwunden, der Fall nicht geklärt und ab nun in den Händen von Interpol. Unter der Leitung des erfahrenen, aber auch etwas zerfahrenen dänischen Kommissars Owe Thomson, machen sich mit ihm die junge Polizeianwärterin Juliane Meissner aus Hamburg sowie der ostdeutsche Grenzbeamte Karl Sudberg auf die Suche nach dem verschwundenen Mädchen und geraten in einen Fall, in dem nicht nur scheinbar unfähige Polizisten in den Niederlanden eine wichtige Rolle spielen, sondern auch Annemarieke von Holland, die Prinzessin des Landes, ein dänischer Minister, der Mossad, ein alter albanischer Partisan und seine Familie, sowie ein tyrannischer ehemaliger Wehrmachtsoffizier und sein Sohn mit nur einem Ohr. Darüber hinaus die Brandungsmädchen Espe Johannsson, Greta aus Kasibor und Sophie Martens, sowie die Nordsee in all ihrer Kraft und Erscheinung, die Fähren fast zu Kentern bringt, Leben nimmt, bedroht und immer wieder an Pellworms Küsten schlägt, die Insel auf der letztlich alles kulminiert.
„Brandungsmädchen“ heißt der soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienene Debüt-Roman des Oldenburger Autors Mattias Stolzenberg. Gut 400 eng beschriebene Seiten ist dieser stark, und man spürt als Leser oder Leserin, dass Stolzenberg im Hauptberuf mit Fotografie sein Geld verdient. So ist es nicht nur dieses Krimi-Abenteuer im Nach-Wende-Europa, das sorgfältig dargelegt und erzählt wird, nein, es werden eben auch Personen und Landschaften, Stimmungen und Räume sorgfältig ausgelegt und situativ entsprechend beleuchtet. Und natürlich, für einen in Hamburg geborenen und in Oldenburg lebenden Autor, spielt hier die Nordsee eine ganz besondere Rolle. Gleich zu Beginn „bitterkalt, bedrohlich und mit strahlend weißen Gischtzungen“, als die Brandungsmädchen zum ersten Mal erscheinen; später „charmant mit feinem Sand und doch ein wenig übel gelaunt“, als Kommissar Thomson mit Texel die Insel erreicht, auf der das Mädchen Marthe entführt wurde, immer wieder stockdunkel und bedrohlich, wenn Menschen in ihr zu ertrinken drohen, die Gezeiten ihre unbändige Kraft zeigen, Unwetter toben. Unbeugsam und faszinierend.
„Ich mag eure Nordsee“, sagt Drita aus Baz in Albanien, als sie mit Greta in der Nordseebrandung surft. „Sie ist so wild und so unbeugsam, und ihr Schnaufen so großartig, so tief wie das Trommeln der Hufe von Steppenpferden.“ Und ganz am Schluss: „Das war der absolute Hammer.“
Da ist man dann als Leser oder Leserin an dem Punkt angekommen, dass man sich das Bild nun endlich noch einmal in Ruhe ansehen möchte, also die ein oder andere Stelle noch einmal lesen. Oder doch gleich das ganze Buch.
„Brandungsmädchen“ erhalten Sie ab sofort für 21,90 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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479 Wörter; 3240 Zeichen
Bischofsstadt Naumburg, Mitte des 13. Jahrhunderts, Mittelalter. Es steht eine Erweiterung der Bischofskirche um den West-Chor an, den Bischof Nikolaus noch in seinem hohen Alter auf den Weg bringen will, deren Bau er 30 Jahre zuvor angeregt und durchgesetzt hatte. Die Dinge brauchten damals ihre Zeit.
So ist der Bischof bereits tot, als der Steinmetzmeister Stephan aus dem fernen Mainz mit seinem Gefolge in der Stadt Einzug hält und die Arbeiten beginnen. Mit dabei, der junge und talentierte Steinmetzgeselle Christian, der sich, da besonders das Bauen damals seine Zeit brauchte, in der Stadt niederlässt, sich in die schöne Katharina verliebt und nichts mehr möchte, als mit dieser ein ganz normales Leben zu leben.
Doch schon zu Beginn zeigt sich, dass nichts so einfach ist. Denn Katharina, früh zur Weise geworden, nachdem erst die Mutter an einer Blutlauf genannten Krankheit zunächst leidet und später daran stirbt, und Jahre darauf der Vater von einem Stein auf der Dombaustelle erschlagen wird, wird von der nur scheinbar sich sorgenden Stiefmutter, der Base, ins Frauenhaus verschleppt, in dem sich der Frauenwirt und Henker der Stadt um die sogenannten Hübschlerinnen kümmert, Frauen, die den Männern ihren Körper gegen Bezahlung zur Verfügung stellen. Keineswegs eine Schande zu jener Zeit, aber alles andere als die optimale Voraussetzung, mit dem Liebsten in eine dauerhafte Beziehung zu treten. Und so braucht es ein wenig Zeit und viel Überwindung für das Outing, wie man es heute sagen würde.
„Die den Stein zum Sprechen bringen“, gerade erschienen im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, ist nicht das erste Buch des Autors Michael Prager, wohl aber sein erster Roman, ein historischer Roman. Und dieser ist nicht umsonst in Naumburg angesiedelt, auch wenn der Name der Stadt aus dramaturgischen Gründen in dieser Geschichte niemals ausgesprochen wird – mit Ausnahme des Vorwortes. Prager selbst ist nämlich unweit von Naumburg in Teuchern, also auch im heutigen Burgenlandkreis, aufgewachsen, hat die Stadt und die Gegend darum sprichwörtlich im Blut und kennt gewissermaßen jeden Stein persönlich, der in Naumburg von mittelalterlichen Steinmetzen gesetzt wurde. Und wenn der Autor in seinem Roman nun auch noch tiefer in das Handwerk dieser Steinhauer und -setzer vor- und eingedrungen wäre, wäre es eine Hommage an die Zunft derer, die den Stein zum Sprechen bringen.
Doch auch so erfährt der Leser, erfährt die Leserin jede Menge über das Bauen, das Arbeiten, das Lieben und Leben in einer Zeit, die in den Erzählungen, in der Geschichte als eine dunkle, ja finstere Zeit gilt, eine Zeit voller Mühsal und Schufterei mit bloßen Händen, von Seuchen, Krankheiten und frühem Tod. Der Autor erzählt nicht nur, wie Kathedralen des Glaubens über Jahrzehnte, oft über Jahrhunderte entstehen, welche weltlichen Fäden dabei gesponnen werden, wie bestochen und intrigiert wird, wie der Adel sein Selbstbild, seinen Egoismus und Narzissmus befördert, wie Posten verschoben werden und Menschen aus dem Weg geräumt, nur damit die Reicheren und Hintertriebeneren letztlich Teil der Geschichte sein dürfen, nein, Prager lässt seine Helden sich auch im Sonnenlicht an der blauen Saale treffen, lässt sie sich küssen, lässt sie lachen und tanzen. Es ist also auch viel Licht in dieser Mittelaltergeschichte und man möchte ins Auto steigen, den Bus oder den Zug nehmen und in dieses Naumburg fahren, um sich die Steine anzusehen, die möglicherweise ein talentierter Steinmetzgeselle mit dem Namen Christian fein säuberlich geschlagen und gesetzt hat und dabei an seine Katha dachte.
„Die den Stein zum Sprechen bringen“ erhalten Sie ab sofort für 15,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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Frühjahr 1978. Tommy Küpper ist Jungprofi bei Fortuna Düsseldorf, zu jener Zeit eine Spitzenmannschaft in der Fußball-Bundesliga, und macht sich begründet Hoffnung auf eine Teilnahme bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Argentinien. Ebenfalls begründet machen sich drei Frauen Anfang dreißig in einer Düsseldorfer Kneipe Sorgen um die Menschenrechtssituation unter der Militärdiktatur Argentiniens, die unzählige Opfer fordert. Und da auch der Protest in dieser Zeit mit RAF und Roten Zellen in Deutschland gewöhnlich Gewalt als probates Mittel begreift, beschließen die Frauen, Tommy Küpper kurz vor der WM zu entführen, um so auf die Situation in dem südamerikanischen Land aufmerksam zu machen und Forderungen durchzusetzen, die zu diesem Zeitpunkt im einzelnen noch zu formulieren sind. Natürlich verachten sie Gewalt und möchten dem Fußballer diese Entführung so angenehm wie möglich machen.
So in etwa ist kurz beschrieben, was Michael Bolten in seinem neuen Buch, seinem ersten Roman erzählt. Es ist eine zutiefst politische Geschichte, die darüber hinaus die Beziehung zwischen Täter und Opfer während einer Entführung beschreibt, die bekanntermaßen umso irrationaler wird, je länger diese anhält. Der Autor macht sich für ´Comando Cordobazo´ sein Wissen als Diplom-Politologe zunutze, das ihm natürlich einen leichteren Einblick in die Geschehnisse rund um die Militärdiktatur Argentiniens und die Reaktionen darauf auch in der deutschen Politik und Wirtschaft, als auch der Gesellschaft im allgemeinen und eben auch im besonderen, wie eben hier beschrieben, gewährt. So ruht dieser soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienen Roman auf grundsoliden Fakten, die die fiktive Erzählung darauf von Anfang bis Ende tragen. Und da der Autor Bolten sich zeitlebens mit Fußball und insbesondere der Fortuna aus Düsseldorf beschäftigt, darf es nicht wundern, dass die Entführung eines Fußballprofis ebendieser Mannschaft das Thema dieses Buches ist. Denn auch hier ist Michael Bolten zu Hause, der als freier Autor nicht nur Beiträge für Stadtmagazine in Düsseldorf, Berlin und Stuttgart verfasste, darüber hinaus einige für taz, Jungle World, Rheinische Post , sondern eben auch für die Fußballmagazine 11 Freunde, Rund und Zeitspiel . Anfang der 1990er-Jahre gab er überdies gemeinsam mit Martin Krauß Sportkritik. Die Zeitschrift gegen das Unentschieden heraus. Seit 2005 veröffentlichte er insgesamt fünf Bücher, die alle mehr oder weniger um seinen Lieblingsverein Fortuna Düsseldorf kreisten, wie der gerade erschienene Roman ´Comando Cordobazo´ ja auch. Das Wissen ist also auch hier grundsolide.
Apropos. Es ist ausgerechnet diese Basis, dieses Wissen um das Projekt, das man verfolgt, das der Frauengruppe, die, und hier ist nicht zu viel verraten, von zwei Männern gerade eben begleitet wird, dem Comando Cordobazo also, schlicht und einfach fehlt. Und so läuft die Entführung ohne rechtes öffentliches Interesse dahin, und weder die Entführerinnen, noch der Leser oder die Leserin wissen darum, was hinter den politischen Kulissen passiert, was Staat und Polizei wirklich vorhaben, wie erfolgreich die Entführung also ist und wie gefährdet das Comando Cordobazo und mit ihm das Opfer Tommy Küpper. Das führt natürlich zu beträchtlichen Spannungen in dieser Gruppe, dieser Geschichte, die obendrein ganz sicher nicht so endet, wie man sich das beim Lesen so allmählich ausmahlt.
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Ein ganz besonderes Dresden-Buch erscheint in einem Leipziger Verlag
Es war im Frühjahr 2019 als sich der Dresdener Autor Uwe Seidel und Leipziger Verleger Patrick Zschocher zum ersten Mal trafen, um über dieses Dresden-Buch zu reden, das es da als Manuskript schon gab. Nun, über zwei Jahre später ist es im Leipziger Einbuch-Verlag erscheinen, ist über 500 Seiten stark und brennt darauf, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Seine Geschichte, die es erzählt, die eine rein Dresdener Geschichte ist, mit Dresdenern und Dresdenerinnen, einer ganz besonders, über die zu reden ist, und einem Dresdener Unternehmen, das Schlagzeilen gemacht hat, in den Nullerjahren dieses Jahrhunderts, deutschlandweit. Und doch ist es eine sehr private Geschichte, und sie wird nicht in Dresden erzählt, sondern in den Bergen Tirols. Aber so ganz genau weiß man das nicht.
Worum also geht es in diesem Buch? Und wer ist diese Frau, über die zu reden ist, die so bedeutend ist?
Patrick Zschocher, der Verleger aus Leipzig, beschreibt es so: „Der Vater nennt sie die Neue. Aber Marie ist anders, darauf besteht sein Junge. Des Vaters Junge ist Mitte vierzig und ein überaus talentierter und erfolgreicher Aktienhändler. Sein Name ist Robert Kwasny und er ist die eine Hälfte der Dresdner Kwasny&Gladasch AllFinanz. Genau genommen etwas weniger als die Hälfte, denn sein Partner Karsten Gladasch ist noch ein ganzes Stück talentierter und vor allem skrupelloser. Dieser treibt die Firma auch in den bekannten und realen Infinus-Skandal, der Kwasny&Gladasch in den Abgrund reißt. Darüber erzählt Robert Kwasny binnen sieben Tagen von seiner Fluchtburg, einer Hütte im Salzburger Land, in den österreichischen Alpen. Er erzählt von diesem Skandal, von der Gier der Menschen, der Leichtgläubigkeit – dem unbedingt glauben Wollen, das natürlich zum Scheitern führt. Zum Absturz. Und er erzählt über das Scheitern seiner Beziehung. Wobei es nicht ganz klar ist, welche Beziehung nun die wirklich gescheiterte ist. Marie, die nicht zu vermeidende Affäre, das ist vollkommen klar, ist eine sehr besondere Frau, sodass es völlig verständlich ist, warum sie Robert so intensiv beschäftigt und selbst dann nicht loslässt, als sie schon lange gegangen ist. Sie war nie die Neue.“
´Wenn du wieder Land betrittst´, so der Titel des Werkes des Dresdener Autors Uwe Seidel, enthält eine große Geschichte. Wobei zu sagen ist, dass große Geschichten nicht zwangsläufig und ausschließlich die Geschichten sind, die wir tagein tagaus in den Nachrichten hören, sehen oder lesen. Große Geschichten wohnen in uns Menschen und kommen auch hier und da auf die eine oder andere Weise zum Vorschein. So wie hier in diesem bemerkenswerten Buch, das nun im Juli 2021 im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig erschienen ist.
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435 Wörter; 2809 Zeichen
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Lichter einer grauen Stadt
Matthew möchte nicht Matthew genannt werden, darum nennt ihn jeder, wie Mann oder Frau gerade will – die meisten sagen Me. Me ist ein Kind dieser Zeit, lebt in einem Block, säuft, zieht mit Kumpels durch die öde Gegend und macht junge Frauen mit seinem, wie man allgemein, besonders natürlich er selbst findet, beeindruckenden Penis glücklich. Und genau das ist auch das Problem. Denn infolge dessen, in diesem ganzen Hin und Her der Leidenschaft, des Prahlens und der Rache, wird einer seiner Freunde sterben. Und nicht nur der. Doch Me ist nicht nur oberflächlich. Me malt, Me fragt nach dem Sinn seines noch jungen Seins, fragt sich sogar, ob er nicht vielleicht doch schwul sei, und Me hat eine Freundin. Hatte. Denn Em – kurz für Emma – versteht seine Kunst nicht, ihn nicht, wird von ihm nicht verstanden und trennt sich darum von ihm. Verhängnisvollerweise küsst sie schon kurz darauf eben jenen Freund Me´s.
Tatsächlich dreht sich im von dem in Magdeburg lebenden Autor Brân I. Harrisson gechriebenen und gerade im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienenen Roman ´Lichter einer grauen Stadt´ so ziemlich alles um Tod, Sexualität und Erwachsenwerden in unserer Zeit. Es ist ein Entwicklungsroman, der ins Extreme geht, weil eben dessen Held extrem ist. Genau genommen ist er extremen Schwankungen vor allem seiner inneren Welt unterworfen, was vielleicht typisch für eine ganze Generation ist – für die in diesem Roman beschriebene Generation – der ihre Eltern und Großeltern, aber auch eigentlich zur Korrektur Außenstehende, wie Lehrer und Erzieher zumuten, weitestgehend ohne Kontrolle und Regeln aufzuwachsen, ihr keine Grenzen zu setzen. Auch deswegen ist es so beschreibend, dass Matthew auch oder nur Me heißt und Emma eben Em. Man könnte sie auch M und M nennen. Denn es scheint völlig unwichtig und beliebig. Und genau so lässt man sie durchs Leben treiben, durch dunkle Gänge in Klubs (natürlich ohne, dass sich irgendeiner der Erwachsenen dafür interessiert, ja überhaupt nur anwesend wäre), von einem Drink zum anderen, von einem belanglosen Gespräch zum nächsten, vom Mund der einen Frau in den Schoß der zweiten, oder auch umgekehrt. Und so verlieren Me und seine Frauen und Freunde immer mehr an Halt in dieser Welt, den sie nie hatten, was (in einer Geschichte darf das so überspitzt sein) dazu führt, dass junge Menschen, die sich eigentlich gegenseitig Halt geben wollen und auch müssen, da das sonst ja niemand tut, sich ohne diese Absicht selbst und gegenseitig schwerstens verletzen und sogar sterben. Zum Höhepunkt dieser Aussichtslosigkeit, lässt der Autor den als einzigen in dieser unheilvollen Welt der Heranwachsenden unserer Zeit, eben gerade jenen Jungen es am schwersten treffen, der irgendwie noch am ehesten so ein bisschen in einer gewissen heilen Welt, in einem schönen und warmen Haus am Rande dieser grauen Stadt wohlbehütet zu leben scheint. Auch diese Hoffnung wird sehr heftig zerschlagen, und es bleibt dennoch das Gefühl, dass irgendeiner oder irgendeine dieser Generation es schaffen wird. Ja muss – irgendwie.
„Lichter einer grauen Stadt“ erhalten Sie ab sofort für 14,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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525 Wörter; 3325 Zeichen
Ein Roman über die Folgen einer Entscheidung über das Leben einer jungen Frau
Drei Frauen finden im Laufe von vierzig Jahren immer wieder zueinander, ohne zu wissen, was in Wirklichkeit sie am tiefsten verbindet. Das ist der sogenannte rote Faden, der sich durch „Fremde Wahrheit“, den soeben im Leipziger EINBUCH Buch- und Literaturverlag erschienenen Roman der Chemnitzer Autorin Verena Brade zieht. Eigentlich schlängelt. Denn wie im wahren Leben, geht es auch in dieser Geschichte nicht immer nur geradeaus, auch wenn man am Ende sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass diese drei Lebenswege genau auf einen Punkt zulaufen sollten.
Aber zum Anfang: Es ist der 13. April 1978, als in einem Leipziger Klinikum ein Frühchen geboren und sofort von der jungen Mutter getrennt wird, der man später mitteilt, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hätte. War das so, oder doch Praxis in der DDR jener Zeit, um technologische Defizite zu kaschieren und Statistiken zu schönen, ein ungeschriebenes Gesetz, dem man frag- und kritiklos folge leistete?
Und doch gibt es Personal in dieser Klinik, das sich mit dem Urteil, welches über das Kind gefällt wurde, nicht abfinden kann und möchte. Hinter einem Vorhang kommt es zu einer Auseinandersetzung, die Basis für das Schicksal der in diesem Roman handelnden Personen ist. Eine von ihnen ist die Schwesternschülerin Pia, die Zeugin der Geburt war und nun vor dem Vorhang steht.
Mehr soll zur Story an sich hier auch gar nicht erzählt werden. Nur so viel, dass man als Leser oder Leserin das Gefühl hat, dass die hier erzählte Geschichte sich genau so zugetragen hat, dass die Erzählerin ein Teil der Geschichte ist, ohne dass man weiß, welcher das sein könnte. Und vielleicht ist das auch nicht so wichtig. Vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, dass die Geschichte in Leipzig in den letzten zehn Jahren vor dem Ende der DDR beginnt und natürlich ein Schlaglicht auf dieses Land und auf das Leben und die Zustände dort wirft, dem Leser und der Leserin auch über die Wende mit all ihren Problemen und Chancen erzählt. Vielleicht und wahrscheinlich ist nur wichtig, wie das Leben den Menschen so mitspielt, wie wir damit umgehen, wir uns aus den unterschiedlichsten Gründen täuschen und täuschen lassen. Und wer weiß denn schon, welche Wahrheit am Ende die richtige ist? Überall.
„Fremde Wahrheit“ ist soeben im EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig erschienen.
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398 Wörter; 2469 Zeichen
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Eine surreale, schwarzhumorige Groteske aus Würselen
In einer unbekannten Zeit, an einem nicht näher benannten Ort, beschließen die drei Kumpel Hank, Schmitti und Bernhard zu dem nicht genau beschriebenen aber berühmten Golfturnier zu Aachen, einst ausgerufen von Zaraspirant Hector Alcazar, aufzubrechen, natürlich um dieses zu gewinnen und die Prämie von 1.000.000 Denar einzustreichen. Dabei durchqueren sie auf kürzestem Weg nicht oder doch den gesamten Kontinent uraltes Europa und bestehen Abenteuer, die nicht wirklich abenteuerlich sind. Immerhin begegnen sie auf ihrem Irrlauf auch dem berühmten Papst Flitzi III, seines Zeichens Nachfolger Waltraud der IX. und Turnierfavorit. Werden die drei Freunde Aachen jemals erreichen? Und wer wird wie auf welche Weise als Sieger den Golf-Court verlassen?
Es ist ein gewagtes, weil mit einem ganz besonderen Humor geschriebenes Buch des Aachener Autors Armin Mannich, das soeben im Leipziger EINBUCH Verlag mit dem Titel: Die Aventiure von Hank, Schmitti und Bernhard, erschienen ist. Einen Untertitel gibt es natürlich auch: Das Turnier zu Aachen. Welcher uns direkt zum Autor führt.
Mannich, Jahrgang 1979, wohnt ja quasi an der Handlungsstätte, also Aachen, ist verheiratet, setzt sich als Sozialarbeiter in der Nähe von Aachen für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ein und hat selbst eine Tochter. Wobei, um wieder kurz auf das kleine und feine Buch zurückzukommen, es eine Handlungsstätte als solches, wie schon angedeutet, gar nicht gibt. Aachen ist das Ziel und Hank, Schmitti und Bernhard, wie noch viele andere, sind auf einer Aventiure, also auf einer der Heldenreisen, wie sie sich im Mittelalter ereignet haben sollen und so auf jeden Fall reichlich ausgeschmückt erzählt und weitergetragen wurden. Das unterscheidet diese Aventiure allerdings deutlich von denen aus sagenumwobenen Zeiten. Der Autor Mannich schmückt nicht, sondern trifft jeden Punkt auf seine Weise – klar und witzig. „Menschen zum Lachen bringen zu dürfen, war immer schon ein Geschenk für mich“, sagte er dann auch. „Wenn dieses Büchlein auch nur ein Gran dazu beitragen kann, ein wenig mehr Freude in das ein oder andere Heim zu bringen, wäre das wundervoll, gerade in Krisenzeiten.“
Eine surreale, schwarzhumorige Groteske, die mitunter politisch sein will, sich letztlich aber exakt wie beschrieben abgespielt hat, ein Anti-Epos verschachtelter Sprachartistik, rekonstruiert aus den verschollenen Überlieferungen der Bibliothek Alexandriens
„Die Aventiure von Hank, Schmitti und Bernhard“ erhalten Sie ab sofort für 12,90 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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400 Wörter; 2754 Zeichen
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Ein wirklich außergewöhnlicher Thriller aus Salzburg
Marie Braun ist Fremdsprachenstudentin in Salzburg und mit ihrem Leben, trotz einer wie bei den meisten Menschen hin und wieder aufkommenden Leere, ganz zufrieden. So besucht sie einen Kurs für fernöstliche Meditation, der sie sofort ungewöhnliche Erfahrungen machen lässt. Obendrein verliebt sie sich in Marcel, den Leiter des Kurses. Zur selben Zeit begeht eine Mutter in aller Öffentlichkeit tagsüber und vor ihren Kindern Selbstmord. Eine Tat, die die Stadt schockiert. Noch mehr allerdings beunruhigt, dass die Tat exakt so Stunden vorher anonym angekündigt worden war. Ein Muster, das sich in Folge noch bei weiteren Todesfällen wiederholt und ganz Salzburg in die Paralyse treibt. Angst herrscht, denn es handelt sich um Morde, die ganz offensichtlich telepathisch initiiert werden, sodass niemand mehr sicher ist. Besonders betroffen ist Marie, denn immer klarer stellt sich heraus, dass ausgerechnet ihr Meditationskurs Verbindungen zum Orden der Illuminati hat.
Die Salzburger Autorin Julia Frank schildert in ihrem in diesem Mai im Leipziger EINBUCH-Verlag erschienenen Liebes-Thriller die natürlich fiktive aber sehr nahegehende Geschichte Ihrer Heldin Marie Braun, deren Leben selbstverständlich hier im Mittelpunkt steht und das sukzessive immer mehr und für die Heldin natürlich bedrückend in Bedrohung gerät. Bedrückt, bedroht und hilflos fühlen sich auch die Eltern sowie die beste Freundin Maries, die ihr Möglichstes tun, um die Schritte eines unbekannten Mörders, der sich aber im unmittelbaren Umfeld ganz in der Nähe befinden muss, vorherzusehen und zu entschlüsseln. Was aber gar nicht möglich scheint, operiert doch der Täter zumindest auf telepathischer wenn nicht gar telekinetischer Ebene, und ist so nicht wirklich fassbar.
Und genau das ist das Besondere dieses Thrillers, diese Unvorhersehbarkeit der eigentlichen Tat, obwohl die doch Tage vorher sogar sehr detailliert öffentlich angekündigt und beschrieben wird. Packend, was der Autorin so gelungen ist. Und man kann sich beim Lesen eine wirklich moderne Thriller-Serie streamend oder am TV sehend vorstellen, jedes Mal einen neuen, irren, bis ins Detail offenen und dennoch im Dunkeln liegenden Mordversuch zu verfolgen, mit der Heldin und ihren Freunden. Wahrscheinlich mit ihrem Marcel an der Seite, der ja als ausgebildeter Mentaltrainer über die Fähigkeit verfügt, Menschen zu manipulieren und so auch Manipulationen zu erkennen und aufzuspüren, so er denn nicht der Mörder ist, in einer Stadt, die ganz offenbar sowohl die Heldin Marie Braun als auch die Autorin Julia Frank sehr lieben. Man lässt sich als Leser oder Leserin gerne an die Hand nehmen und ins Dunkel führen.
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Ein satirischer Krankenhausreport über das fiktive und doch überall reale Bad Risio
Kennen Sie das Klinikum Persalsus oder den Ort Bad Risio? Nein? Das sollten Sie! Sowohl das Klinikum als auch Bad Risio sind allerdings fiktiv. Genauso wie das sich auf Weltniveau bewegende Personal dieser Klinik, angeführt von Prof. Dr. Dr. Eduard von Hambach zu Mittelsfelden, seines Zeichens Ärztlicher Direktor und Professor für Frauenheilkunde, der Ihnen öfter begegnen wird, weil er zu allem und jedem eine Meinung hat, die kundgetan werden will. Wenn Sie denn dieses Buch lesen werden. Wenn. Aber nun von Anfang an.
Es ist nicht das erste Buch über das Klinikum Persalsus und seine abgehobenen, überzogenen und doch sympathisch dargestellten Angestellten des Burgdorfer Autors Jörg Ubbens, das soeben im Leipziger EINBUCH Verlag mit dem Titel: Im Visier – Der Krankenhausreport, erschienen ist.
Ubbens, Jahrgang 1961 und selbst 23 Jahre im Gesundheitswesen tätig, teils als Führungskraft im Krankenhaus, teils als Berater für Dienstleister dieser Branche, weiß von was er redet. Also schreibt, in diesem Fall. Leser und Leserinnen erfahren so aus erster Hand, welche Absurditäten sich in und um Krankenhäuser abspielen, weil leitende Angestellte, Karrieristen und auch Politiker nicht nach rationalen Notwendigkeiten entscheiden, sondern Ihren Blick auf Karriere, Fördergelder und die öffentliche Meinung, den Mainstream richten, und was diese anrichten, wenn man sie zu Ende denkt. In ´Im Visier – Der Krankenhausreport´ passiert genau das, und man spürt, mit welcher Freude der Autor seine Helden darum in jede erdenkliche Katastrophe laufen lässt. So passiert es in dem Kapitel ´Karma´, dass – der Mainstream (Feinstaub) lässt grüßen – man sich im Kurort Bad Risio vor die Wahl gestellt sieht, entweder weiterhin Diesel-Fahrzeuge fahren zu lassen oder den Status eines Kurortes und damit den Zusatz Bad zu verlieren. Was natürlich unter keinen Umständen passieren darf. Und man liest weiter, wie Menschen auf die so lebenswichtige Hilfe warten und Sanitäter unmotorisiert mit Trage in den Händen schwitzend durch den Kurort sprinten – wunderbar auch dargestellt in den Zeichnungen von Burhan Jalil, die fast alle Geschichten spielerisch leicht begleiten.
Auf diese Weise und darüber hinaus erfahren Sie, satirisch überzogen natürlich, wie ein solches Klinikum und sein Personal funktionieren (oder auch nicht) in der Bundesrepublik Deutschland unserer Tage.
„Im Visier – Der Krankenhausreport“ erhalten Sie ab sofort für 14,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
Honorarfreie Verwendung, Beleghinweis erbeten,
385 Wörter; 2571 Zeichen
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Wie ein durch und durch friedlicher Alt-68er von Reutlingen aus ins Weltverbrechen aufbricht
Was tun, wenn man beinahe Zeuge eines Mordes geworden wäre und zudem das Erbe des Ermordeten antreten soll, der auch noch Schwarzdiamantenhändler und somit Teil eines weltweiten Kartells ist? Viel Geld ist dabei im Spiel, und das gute Gewissen steht auf dem selbigen, denn der Held des soeben im Leipziger EINBUCH-Verlag erschienenen Buches mit dem prägnanten Titel: „Dietmanns Diamanten sind tödlich“, ist alles andere als kriminell. Elmar Garner ist ein netter Kerl, ein inzwischen pensionierter Alt-68er, der immer mit einem gutmütigen und wohlwollenden Blick auf die Welt schaut, auch wenn er als Journalist in Afrika schlimme Dinge erlebt und gesehen hat und bei einem Anschlag beinahe sein Leben verlor. Plötzlich trifft er auf seinen alten Schulfreund, besagten Dietmann, der versucht, ihn als Kompagnon in seinen Diamantenhandel zu ziehen. Was zunächst misslingt. Als Garner aber Dietmann, wie schon erwähnt, tot auf dessen Jacht im Atlantik findet, steckt er mittendrin im Diamantenhandel, der ihn noch einmal auf Abenteuer um die halbe Welt schickt. Zentrum und Anker ist immer das Dreieck Stuttgart – Bad Urach – Reutlingen, dem Ausgangspunkt dieses Schwabenkrimis.
Aus Bad Urach stammt auch der Autor, Manfred Gebhardt, wo er acht Jahre leb-te und nun seit 50 Jahren Stuttgart sein Zuhause nennt. Er war Leiter verschie-dener Krankenhäuser, Geschäftsführer einer Rehaklinik und als Berater im Ge-sundheitswesen, hat also viel erlebt in seinem Leben. Nach Eintritt in den Ruhe-stand begann er also zu schreiben, begibt so auf Pfade, die der gewöhnliche Mensch im gewöhnlichen Leben so nicht beschreitet. Und doch kreuzen sich hier und da die Wege des Helden mit denen des Autors, der auf seinen Reisen, neben europäischen Hauptstädten, auch Moskau, Ulan Bator, Peking und Syd-ney sah.
Garner reist noch mehr, nachdem er sich entschieden hat, im Diamantenhandel Dietmann das letzte Kapitel zu Ende zu bringen und so wenigstens die Gläubi-ger zufriedenzustellen. So kauft er Rohdiamanten in Afrika, lässt diese nach Russland und Israel bringen und veredeln, wo er sie selber in Empfang nehmen möchte. Das da nicht alles so läuft, wie Garner es sich vorgestellt hatte, ver-steht sich dabei von selbst. So wird er nicht nur einmal fast ermordet. Und dass er als vormals reisender Korrespondent so einigen Sprachen mächtig ist, auch das versteht sich und hilft immer immer wieder. Nur daheim mit den Freunden, da wird geschwäbelt. Denn daheim im Dreieck Stuttgart – Bad Urach – Reutlin-gen, da ist der Held dann doch am liebsten.
„Dietmanns Diamanten sind tödlich“ erhalten Sie ab sofort für 14,40 € bei www.bücherfairkaufen.de oder im Buchhandel.
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435 Wörter; 2832 Zeichen
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Ralf Julke
19.02.2013
Kleine Verleger wählen immer öfter alternative Vertriebswege.
Es war eine Absage mit Ansage: Am Freitag, 15. Februar, nach der ARD-Dokumentation über die Arbeitsbedingungen beim Online-Buchhändler Amazon, schrieb der Schweizer Verleger Christopher Schroer einen Brief an Jeff Bezos, den Amazon-Chef: "Heute nehmen wir Abschied, wir kündigen unsere Zulieferer- wie auch Kundenkonten. Mit sofortiger Wirkung. Ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen."
Ein Brief, auf den dann am Montag, 18. Februar, die "Zeit" einging. Aber unter Verlegern im deutschsprachigen Raum rumort es schon seit Längerem. Schon im November trat ein Leipziger Verleger in Streik, weil er sich vom Online-Giganten über den Tisch gezogen fühlt. Es ist irgendwie ganz ähnlich wie im Lebensmittelhandel: Wer den großen Supermarkt bespielt, der diktiert die Preise. Nicht nur die für die Kunden, sondern auch die für die Lieferanten und die fürs Personal.
In Leipzig trat der Verleger Patrick Zschocher, Inhaber vom EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig, in Streik. Er brach mit der Tradition, eigene Bücher über Amazon zu verkaufen. Die erste Autorin aus seinem Haus hat sich ihm bereits angeschlossen. Über die Köpfe der Autoren hinweg kann er ja nicht bestimmen.
Mittlerweile ist es fast ein Muss, Bücher über Amazon zu vertreiben. Autoren, deren Werke dort nicht erhältlich sind, werden ignoriert, so scheint es. “Das ist eine Entwicklung, die besorgt machen sollte”, sagt Patrick Zschocher. Der Verleger ist nicht gewillt, die Preispolitik des Online-Riesen zu unterstützen.
“Ich stehe voll und ganz hinter der Entscheidung von Herrn Zschocher”, sagt Patricia Appel, Autorin des gerade erschienenen Buches “Die Schotten sind schuld”. “In meinem Fall bekäme der Verlag ca. 1,50 Euro/vor Steuer pro verkauftem Buch, wenn der Advantage-Tarif genutzt wird. Die meisten Leser sind sich nicht darüber im Klaren, wie sich die Listung der Titel bei Amazon auf den Geldbeutel der Verlage und natürlich auch der Autoren auswirkt”, erklärt sie.
Deshalb habe sich der EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig entschlossen, diesen unfairen Bedingungen den Kampf anzusagen. Künftig gibt es die Bücher der Autoren, die nicht an der Aktion des Verlags teilnehmen, ganz normal auf der Verlagswebseite zu kaufen. Außerdem werden sie in der einfachen Amazon-Version erhältlich sein. Der Unterschied zum Advantage-Tarif beträgt mehrere Euro. Im Falle des Buches “Die Schotten sind schuld” sind das rund 8 Euro, ein deutliches Ergebnis. Also nix da mit "Advantage" - also Vorteil - für den Verleger.
“Selbstverständlich werden unsere Titel von Buchhändlern angefordert, so dass die Bücher auch auf normalem Weg erworben werden können. Bietet ein Buchhändler den gewünschten Titel noch nicht an, können Kunden das Buch trotzdem ganz bequem über ihn bestellen”, erklärt Zschocher.
“Wir hoffen, dass viele Autoren und auch andere Verlage unserem Beispiel folgen”, sagt Patricia Appel. “Immerhin ist es nur dann wichtig, irgendwo gelistet zu sein, wenn man es selbst wichtig nimmt”, ergänzt sie abschließend.
Der EINBUCH Buch- und Literaturverlag Leipzig ist ein junger Verlag, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unbekannten Autoren eine Chance zu geben.
Und nicht nur Patrick Zschocher sucht verstärkt nach Vertriebswegen jenseits von Amazon.
Der Brief von Christopher Schroer an Jeff Bezos: www.chsbooks.de/adieu-amazon/
Das Interview mit Christopher Schroer in der "Zeit": www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2013-02/interview-schroer